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Warum werden Mücken von Insektenspray abgeschreckt?

01. August 2024

Sommerzeit ist Mückenzeit. Im Urlaub am See sorgen die kleinen nervenden Insekten für hektisches Klatschen auf Arme oder Oberschenkel und schlafraubenden Juckreiz mit Kratzanfällen in der Nacht. Was macht uns für Mücken überhaupt so attraktiv, und warum lassen sie sich mit Insektenspray vertreiben?

 

Stechmücken fliegen auf uns. Genauer gesagt, auf unseren Geruch, noch genauer: auf unsere Ausdünstungen. Das Kohlendioxid in der ausgeatmeten Luft bringt die Mücken auf unsere Spur. Weil schwangere Frauen quasi für zwei atmen und außerdem eine höhere Körpertemperatur haben, zählen sie zu den besonders bevorzugten Opfern der weiblichen Stechmücken. Diese benötigen das Eisen und die Proteine aus der Blutmahlzeit für die Ausbildung ihrer eigenen Brut – die Entwicklung ihrer Eier.

 

Ihr riecht so gut

Die Mückenmütter in spe riechen außerdem unseren Schweiß und den Duftcocktail auf unserer Haut: Ammoniak, Milchsäuren und Fettsäuren. Abhängig von unseren Genen und unserem aktuellen Stoffwechsel und Hormonhaushalt, produzieren wir diese Stoffe in unterschiedlichen Mengen. Einer der Gründe, warum Mücken bei dem einen mehr, bei der anderen weniger oft zustechen. Die verschiedenen Mückenarten scheinen zudem bestimmte Vorlieben zu haben: Die einen stehen eher auf Ammoniak, die anderen fliegen auf Milchsäure. Möglicherweise macht auch unsere Blutgruppe uns für Mücken unterschiedlich attraktiv: Eine japanische Forschungsgruppe fand heraus, dass Probandinnen und Probanden mit der Blutgruppe 0 für die Asiatische Tigermücke doppelt so anziehend waren wie die mit der Blutgruppe A. Da an der Studie nur 64 Menschen beteiligt waren, sind die Befunde nur bedingt belastbar.

 

Attraktivität schmälern

Fest steht in jedem Fall: Wir alle können unsere Attraktivität für Mücken temporär reduzieren: Eine Dusche spült den verlockenden Schweiß von der Haut und kann so kurzfristig vor Stichen schützen. Auch mit einem Ventilator lässt sich der eigene Körpergeruch verwirbeln und Stechmücken von ihrer Spur abbringen. Doch dummerweise können wir nicht den ganzen Tag unter der Dusche stehen. Und auch ein Ventilator ist beim abendlichen Spaziergang nicht immer zur Hand.

Hier kommen Insektensprays ins Spiel. Das Zauberwort dabei lautet: Repellents. Übersetzt bedeutet das Zurückstoßer. Und etwas freier übersetzt Vergrämungsmittel. Diese enthalten etwa das in der Natur unübliche Diethyltoluamid (DEET) oder Incaridin. Gründlich und lückenlos aufgetragen, überlagern diese unsere körpereigenen Duftstoffe. Sie machen uns nicht nur für Mücken, sonderns auch für andere Insekten unsichtbar – eine Tarnkappe aus der Sprühdose sozusagen.

 

Innovative US-Armee

DEET wurde in den 1940er-Jahren von der US-Armee entwickelt und patentiert. Zum Einsatz kam es vor allem bei Auslandseinsätzen in mückengeplagten Gebieten in Südostasien, zum Beispiel im Vietnamkrieg. Ab 1957 wurde DEET dann auch für Zivilistinnen und Zivilisten zugelassen und ab Mitte der 1960er vermarktet. Diese sollten nicht jünger als zwei Jahre oder schwanger sein oder gerade ein Kind stillen. In diesen Fällen muss auf die Anwendung verzichtet werden. Und anders als das hautverträgliche Incaridin greift DEET Kunststoffe und Leder an. Es sollte deshalb nicht mit Sonnenbrillen oder Uhrenarmbändern in Kontakt kommen. Incaridin wiederum kann einer Studie zufolge die Larven von Schwanzlurchen oder anderen Amphibien schädigen. Wer also im Sommer in den Baggersee steigt, greift vielleicht besser zu einem anderen Mittel.

 

Hausmittel helfen nicht

Hausmittel wie ätherische Öle sind nicht zu empfehlen. Bei Tests der Stiftung Warentest wirkten Mittel auf Basis ätherischer Öle bestenfalls kurzzeitig und dabei deutlich weniger gut als chemische Mückenvertreiber.

Eine Art Zwischengänger ist PMD. Es wurde ursprünglich aus dem ätherischen Öl des Eucalyptus gewonnen, wird für den Insektenschutz aber synthetisch hergestellt. Es schützt zwar nachgewiesenermaßen vor den kleinen Plagefliegern – allerdings schwächer als Incaridin und DEET und mit vier Stunden auch kürzer.

Mückenarmbänder dagegen mögen je nach persönlichem Geschmack ein Hingucker sein, Citronella-Kerzen, Gartenfackeln oder Öllampen mit Teebaum- oder anderen ätherischen Ölen eine lauschige Atmosphäre verbreiten – die kleinen sirrenden Zweiflügler lassen sich von ihnen aber überhaupt nicht am Stechen hindern. Dafür duftet es gut, während man mit einer kleinen Blutspende der nächsten Mückengeneration ins Leben hilft.

 

 

Entdeckt, erklärt, erzählt: Der Podcast von #explore