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Tuning

Vorsicht beim Chiptuning!

11. Mai 2023

Mehr PS, ohne am Motor herumzuschrauben: Chiptuning klingt verlockend, ist aber nicht ohne Risiko. Wie die Optimierungsmethode funktioniert und was dabei zu beachten ist.

 

Wie Chiptuning funktioniert

Der Begriff Chiptuning ist mittlerweile eigentlich überholt. Denn nur älteren Autos, die vor dem Jahr 2000 auf die Straße kamen, wird tatsächlich ein neuer Chip auf das Motorsteuergerät gelötet, um auf diese Weise die Motorsteuerung zu verändern und die Leistung zu erhöhen. „Heute werden die Steuergeräte selbst umprogrammiert, oder es wird ein Zusatzmodul vor das Motorsteuergerät gesetzt, um den Ladedruck oder die Einspritzzeiten zu verändern und so mehr Leistung zu erzeugen“, erklärt Joachim Stoltmann, Kfz-Sachverständiger bei TÜV NORD. Diese sogenannten Tuningboxen ändern die Motorsteuerung nicht direkt: Sie „manipulieren“ sie vielmehr durch die Vorspiegelung falscher Tatsachen beziehungsweise falscher Sensordaten, anhand derer das Motorsteuergerät den Motor regelt.
 

Was Chiptuning mit dem Motor machen kann

„Chiptuning schöpft die Reserven der Motoren aus, um das letzte Fünkchen Leistung herauszuholen“, bringt TÜV-NORD-Experte Stoltmann das Prinzip auf den Punkt. Mehr Leistung treibt tendenziell den Verbrauch in die Höhe. Zugleich werden die Motoren und die Getriebe stärker gefordert, als von den Autobauern angedacht. Je höher die Mehrleistung, desto eher läuft der Motor auch in Betriebstemperaturen, auf die das Kühlsystem des Fahrzeugs nicht ausgelegt ist. „Wenn man es beim Chiptuning übertreibt, können Katalysatoren und Rußpartikelfilter wegschmelzen. Im schlimmsten Fall droht der thermische Motortod“, warnt Stoltmann. Also der Exitus durch Überhitzung.
 

Änderungsabnahme erforderlich

Bevor exzessives Chiptuning den Motor in den Hitzetod treibt, drohen bereits andere Konsequenzen. „Mehr Leistung bedeutet zumeist auch höhere Drehzahlen – also ein lauteres Motorgeräusch“, erläutert der Experte. Das Abgasverhalten des Autos verschlechtert sich ebenfalls. „Werden die geltenden Emissionsgrenzwerte überschritten, erlischt die Betriebserlaubnis“, mahnt er. Das Fahren des Autos auf öffentlichen Straßen ist dann verboten. Andernfalls drohen ein Bußgeld und Punkte in Flensburg, wenn durch die fehlende Betriebserlaubnis der Straßenverkehr gefährdet wird.
 

Auf Teilegutachten oder die Allgemeine Betriebserlaubnis achten

„Wenn man Chiptuning durchführt, sollte man daher darauf achten, dass die verwendeten Komponenten über ein Teilegutachten verfügen“, rät Stoltmann. Diese dienen zur Vorlage bei der erforderlichen Änderungsabnahme bei einer Prüfstelle wie TÜV NORD. So ist man nicht nur rechtlich, sondern auch finanziell auf der sicheren Seite. Denn bei „freiem“ Chiptuning – also ohne Teilegutachten oder ABE – müssen die Fachleute an einer Prüfstelle für die Abnahme eine aufwendige Einzelabnahme durchführen: Abgasausstoß, Motorleistung, Höchstgeschwindigkeit und Fahrgeräusche werden dabei neu gemessen. „Wir schauen uns dann gegebenenfalls auch an, ob die Bremsanlage der gesteigerten Höchstgeschwindigkeit standhält“, so der Experte. Eine solche Einzelabnahme kann ein paar Hundert Euro kosten – und damit teurer werden als das eigentliche Tuning.
 

Versicherung informieren

Hat man die Abnahmebescheinigung von einer Prüfstelle in der Tasche, geht es im nächsten Schritt zur örtlichen Zulassungsstelle, wo das Tuning in den Fahrzeugschein eingetragen wird. Bevor man das eigene Fahrzeug auf mehr Leistung bringt, sollte man in jedem Fall die Kfz-Versicherung schriftlich über die geplanten Maßnahmen informieren. Die passt gegebenenfalls den Versicherungstarif an: Durch die erhöhte Leistung kann das Auto in eine höhere Typklasse rutschen und die Kfz-Haftpflichtversicherung die Prämie anheben. Erhöht sich durch das Tuning der Fahrzeugwert, steigt unter Umständen auch der Beitrag zur Kaskoversicherung. Meldet man das Tuning nicht, riskiert man, den Versicherungsschutz zu verlieren. Die Kfz-Haftpflichtversicherung zahlt zwar Schäden an fremden Fahrzeugen, kann den Fahrzeughaltenden aber in Regress nehmen: Sie kann bis zu 5.000 Euro zurückverlangen, wenn das Tuning die Unfallursache war. Die Kaskoversicherung kann in diesem Fall die Leistung kürzen oder komplett verweigern. Die Versicherungen behalten sich außerdem eine fristlose Kündigung des Versicherungsvertrags vor.
 

Sicherer mit Garantie

Wie bei anderen Tuningmaßnahmen gilt auch beim Chiptuning: Die Garantie des Autobauers auf alle durch das Chiptuning beeinflussten Bestandteile des Fahrzeugs erlischt. Daher sollte man bei der Auswahl einer Tuningbox darauf achten, dass der Anbieter seinerseits eine Garantie auf Motor und Antriebsstrang gewährt. Aber selbst wenn seriöses und legales Chiptuning den Motor nicht ständig an seine äußersten Grenzen treibt: „Auf einen höheren Verschleiß und damit auf eine schrumpfende Lebenserwartung muss man sich in jedem Fall einstellen“, sagt TÜV-NORD-Experte Stoltmann. „Die Hersteller optimieren Motoren und Antriebsstrang auf eine Balance aus Leistung, Verbrauch und Langlebigkeit. Und wenn ich einen Aspekt in diesem Gesamtsystem verändere, geht das zwangsläufig auf Kosten der anderen Faktoren.“
 

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