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Klimawandel

Nachhaltigkeit als Wettbewerbsvorteil

26. September 2024

Wenn Unternehmen verantwortungsbewusst handeln, bewahren sie nicht nur unsere natürlichen Ressourcen. Sie können außerdem durch transparente Nachweise ihrer Nachhaltigkeit das Vertrauen in ihre Dienstleistungen und Produkte stärken, ihre Wettbewerbsfähigkeit fördern und sich als Arbeitgeber für Fachkräfte attraktiv machen.

 

Dass angesichts der weitreichenden Folgen der Erderwärmung der Klimawandel zur wichtigsten globalen Herausforderung geworden ist, ist einer breiten Öffentlichkeit spätestens seit dem Kyoto-Protokoll von 1997 bekannt. Nicht nur große Unternehmen möchten heute von ihren Lieferantinnen und Lieferanten wissen, wie nachhaltig diese arbeiten. Auch die Gesellschaft verlangt Nachweise über die ökologischen, ökonomischen und sozialen Auswirkungen des unternehmerischen Handelns. „Langfristig ist es für Unternehmen sehr empfehlenswert, auf Nachhaltigkeit zu achten, um in fünf oder zehn Jahren noch geschäftsfähig zu sein“, sagt Susanne Günzerodt, Expertin für Nachhaltigkeit bei TÜV NORD. „Verifizierungen und Zertifizierungen im Bereich Nachhaltigkeit tragen zur Glaubwürdigkeit eines Unternehmens bei.“

 

Vom CO2-Fußabdruck zur Ökobilanz

Insgesamt gilt: Jede und jeder kann nachhaltig sein. Auch kleinere Dienstleister können ihren CO2-Fußabdruck verifizieren lassen. Andere gehen einen Schritt weiter: „Die Ökobilanz ist der große Bruder des CO2-Fußabdrucks. Sie betrachtet neben dem CO2 auch weitere Umweltaspekte eines Produkts, etwa den Wasserverbrauch“, erklärt die Wirtschaftsingenieurin. Mancher Nachhaltigkeitsnachweis zahlt sich sofort in barer Münze aus: Biogasbetreiber erhalten zum Beispiel eine Vergütung, wenn sie eine Zertifizierung oder ein entsprechendes Gutachten vorlegen können. TÜV NORD begleitet und unterstützt Unternehmen und Organisationen aller Branchen mit umfassendem Know-how in den Bereichen Klimaschutz und Nachhaltigkeit.

Wer an Nachhaltigkeit denkt, der denkt zunächst an CO2. Doch hinter dem Begriff verbirgt sich weitaus mehr. Die Ressourcen zu schonen und Energie zu sparen sind wichtige Eckpfeiler. Nachhaltiges Handeln umfasst jedoch auch soziale Aspekte: Kümmert sich ein Unternehmen um die Gesundheit der Mitarbeitenden? Sorgt es dafür, dass sie gerne im Unternehmen arbeiten? Antworten auf diese Fragen liefern Audits im Bereich Social Standards durch unabhängige Prüforganisationen wie TÜV NORD.

 

Wie klimaschonend ist ein Projekt wirklich?

Diese Bandbreite verdeutlicht: Ein einheitliches Nachhaltigkeitszertifikat gibt es aktuell noch nicht. Das Portfolio von TÜV NORD reicht hier von der Verifizierung des CO2-Fußabdrucks eines Unternehmens über die Zertifizierung nachhaltiger Lieferketten bis hin zur Validierung und Verifizierung von Klimaschutzprojekten. Bei der Validierung wird, kurz gesagt, schon vor dem Start eines Klimaschutzprojekts geprüft, ob es auf dem Papier sinnvoll und durchführbar ist. Bei der Verifizierung wird regelmäßig überprüft, welche Emissionsreduktionen das Projekt tatsächlich erreicht und ob dabei die in der jeweiligen Norm festgelegten Kriterien kontinuierlich eingehalten werden.

Ob Unternehmen, Produkt oder Dienstleistung – der Markt in den Bereichen Nachhaltigkeit und Klimaschutz hat sich in den vergangenen Jahren enorm entwickelt. Es entstehen immer neue Standards: So ist TÜV NORD Pilotzertifizierer beim Wald-Klimastandard. „Das ist ein noch junger Standard“, erläutert Günzerodt. „Der ist auf Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer ausgerichtet, die auf durch den Klimawandel geschädigten Flächen Wiederaufforstungen anstreben – hin zu klimaresilienten Wäldern.“ Der Standard schafft finanzielle Anreize für Investitionen in den Schutz und die nachhaltige Bewirtschaftung von Wäldern und gewinnt durch die externe Zertifizierung an Akzeptanz auf dem Markt.

 

Nachhaltigkeit global denken

Entscheidend bei allen CO2-Minderungsprojekten sei es, zu verstehen, dass CO2 ein globales Thema ist. „Es ist letztlich egal, ob CO2 in Deutschland, in Indien oder Australien emittiert wird“, so die Expertin. Sinn und Zweck der Projekte sei es, CO2 dort einzusparen, wo es am kostengünstigsten einzusparen ist. Günzerodt rechnet es anhand eines Beispiels vor: „Wenn es mich in Thailand 20 Cent kostet, eine Tonne CO2 einzusparen, und ich in Deutschland 20 Euro dafür zahlen müsste. Dann kann ich durch meine Investition von 20 Euro in Deutschland eine Tonne einsparen und in Thailand 100 Tonnen. Da ist es doch logisch, was ich sinnvollerweise tun sollte.“

Aktuell ist auch das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) ein großes Thema in vielen Branchen. „Viele Unternehmen machen ihren Lieferantinnen und Lieferanten mittlerweile Vorgaben in Sachen Nachhaltigkeit“, weiß Günzerodt. „Entsprechende Zertifikate nach möglichst international gültigen Standards bieten Unternehmen in der Lieferkette einen objektiven Nachweis, dass nachhaltige Aspekte in den Fokus gerückt und Anforderungen erfüllt sind. So können auch gezielt Schwachstellen aufgedeckt werden, bei denen dann nachgesteuert werden kann.“

 

Auch eine Frage des Designs

Ein interessantes Thema entwickelt sich angesichts endlicher Ressourcen rund um Kreislaufwirtschaft und Recycling. „Hier lautet die spannende Frage, wie wir unsere Produkte künftig so designen, dass sie am Ende ohne große Qualitätsverluste gut wiederverwertbar sind. Wie kann ich das Entsorgungsvolumen von Müll und Abfall verkleinern?“, fragt Günzerodt. Die Expertin ist überzeugt: „Entsprechende Nachweise werden in Zukunft eine große Rolle spielen.“

 

Eine Zukunft, auf die vor allem jüngere Fachkräfte ein besonderes Augenmerk haben: Für immer mehr Bewerberinnen und Bewerber entscheiden heutzutage die drei Säulen der Nachhaltigkeit – Ökologie, Ökonomie und Soziales – mit darüber, ob sie in einem Unternehmen arbeiten möchten oder nicht. Susanne Günzerodt bringt es auf den Punkt: „Nachhaltige Unternehmen haben hier einen Vorteil gegenüber ihren Wettbewerbern.“ Ein Nachhaltigkeitsnachweis hilft dabei.

 

Zur Person:

Susanne Günzerodt leitet die Business Entity Sustainability bei TÜV NORD CERT. Im Bereich Nachhaltigkeit und Klimaschutz vereint TÜV NORD CERT Dienstleistungen zu CO2, Nachhaltige Lieferkette, Energie und Umwelt sowie Social Standards.

Entdeckt, erklärt, erzählt: Der Podcast von #explore