24. Oktober 2024
Grüner Wasserstoff ist unverzichtbar, um etwa in der Stahlindustrie oder im Schwerlastverkehr den CO2-Ausstoß zu reduzieren. Ob bestehende Pipelines oder geplante Gaskraftwerke die Voraussetzungen erfüllen, um künftig auch mit Wasserstoff betrieben werden zu können, das zertifizieren die Fachleute von TÜV NORD über ein neues Siegel. Was H2-Readiness umfasst und wie sie geprüft wird, das erklärt Malte Hübner von TÜV NORD Systems im Interview.
Herr Hübner, was versteht man unter H2-Readiness?
Malte Hübner: H2-Readiness steht dafür, dass Anlagen oder Pipelines mit Wasserstoff sicher und effizient genutzt werden können. Das kann beispielsweise bedeuten, dass Materialien oder Bauteile hinreichend korrosionsbeständig sind. Oder dass entsprechende Sensoren und Sicherheitsvorrichtungen verbaut wurden, um mögliche Risiken bei der Handhabung von Wasserstoff zu minimieren.
Das zertifiziert TÜV NORD mit einem neuen Siegel. Welche Bereiche werden damit abgedeckt?
Hersteller und Betreiber unterschiedlicher Industriebereiche können durch das Siegel gegenüber ihren Kundinnen und Kunden, der Öffentlichkeit oder staatlichen Fördergremien belegen, dass ihre Planungen, Projekte oder Produkte für den Wasserstoffeinsatz geeignet sind: angefangen von der Erzeugung von Wasserstoff per Elektrolyse bis zu seiner Speicherung in Druckbehältern oder unterirdischen Gasspeichern. Unsere Fachleute nehmen aber auch die Sicherheit des Wasserstofftransports via Schiff, Lkw oder Pipeline in den Blick sowie die Verwendung in Gaskraftwerken, Brennstoffzellen oder Tankanlagen.
© Adobe StockGrünen Wasserstoff tanken – die Fachleute von TÜV NORD nehmen auch die Sicherheit der Verwendung in Tankanlagen in den Blick.
Wie überprüfen Sie eine mögliche Eignung für den Wasserstoffeinsatz?
Zunächst bekommen wir von den Herstellern oder Betreibern die technischen Spezifikationen der geplanten Anlage oder des Projekts. In einem ersten Schritt schauen wir uns dann an, welche Fachbereiche für die konkrete Zertifizierung involviert werden müssen: Braucht es jemanden aus dem Fachbereich Druckgeräte, aus dem Bereich elektromagnetische Verträglichkeit, dem Explosionsschutz und eventuell sogar aus dem Bereich funktionale Sicherheit? Die jeweiligen Kolleginnen und Kollegen holen sich dann weitere Informationen von den Unternehmen ein und führen die erforderlichen Prüfungen nach den Normen und Standards durch, die für diese Bereiche relevant sind. Sind nachweislich alle Anforderungen erfüllt, wird das entsprechende Zertifikat ausgestellt. Planungen und Projekte werden einmalig zertifiziert. Die Zertifikate für Produktionsanlagen haben eine Laufzeit von fünf Jahren, wobei eine jährliche Überwachung stattfindet.
Zur Person:
Malte Hübner ist Projektmanager bei TÜV NORD Systems. Der Wirtschaftsingenieur hat das H2-Readiness-Siegel mitinitiiert und lotet in seiner Arbeit unter anderem auch die Möglichkeiten von Remote-Prüfungen aus.