05. März 2020
Plastikschlappen, Plastikzahnbürsten, Plastikverpackungen für Honig und Marmelade: Im Hotel schläft und speist es sich angenehm – doch meist wenig umweltfreundlich. Alexandra Herget und Franziska Altenrath (im Foto oben rechts) sind angetreten, um das zu ändern. Mit ihrem Start-up TUTAKA wollen sie mehr Nachhaltigkeit ins Gastgewerbe bringen.
Name:
Franziska Altenrath
Alter:
29
Beruf:
Mitgründerin
Website:
www.tutaka.com
Was ist TUTAKA?
TUTAKA ist eine Plattform für nachhaltiges Gastgebertum. Die Branchen Hotellerie, Gastronomie, Events und Festivals finden bei uns Lösungen für ihre Transformation zu mehr Nachhaltigkeit.
Wie ist die Idee entstanden?
Vor TUTAKA hat meine Mitgründerin Alexandra Herget Hotelkonzepte entwickelt. Dabei fiel ihr zunehmend die immense Anzahl an Einwegartikeln auf, die so gar nichts mit guten Gasterfahrungen zu tun hatten. Der typische Plastikslipper in Hotelzimmern steht für die großen Probleme der Branche. Und so griff sie entschlossen zum Telefonhörer und wählte meine Nummer. Gemeinsam entwickelten wir dann TUTAKA.
„Lieferketten orientieren sich an den günstigsten Materialien und Löhnen. Das geht nicht nur zulasten von Umwelt und Menschen, sondern tut auch dem Gast und dem Mitarbeitenden nichts Gutes.“
Die Welt braucht TUTAKA, weil …
Lieferketten orientieren sich an den günstigsten Materialien und Löhnen. Das geht nicht nur zulasten von Umwelt und Menschen, sondern tut auch dem Gast und dem Mitarbeitenden nichts Gutes. Und darum soll es doch schließlich gehen.
Wie und auf welchen Ebenen können Hotels oder Festivals nachhaltiger werden?
In Hotels und Gastronomien sowie auf Events und Festivals sind Menschen bereit für Neues. Sie wollen umsorgt und inspiriert werden. Das alles macht Nachhaltigkeit. Anstatt das Nachhaltigkeitsmanagement losgelöst von der Angebotsgestaltung zu betrachten, sollten die beiden Bereiche Hand in Hand gehen. Dazu kommt noch das Potenzial, durch Nachhaltigkeit eine starke Arbeitgebermarke aufzubauen. Das ist besonders im Gastgewerbe ein wirklicher Vorteil, denn hier wechseln die Arbeitnehmer so oft wie in kaum einer anderen Branche. Soziale Aspekte werden in der Diskussion um Nachhaltigkeit häufig vernachlässigt. Eine gesunde Organisation ist aber das A und O für ein effizientes und effektives Nachhaltigkeitsmanagement.
Wie hat sich TUTAKA seit der Gründung 2018 entwickelt, und wie soll es in den nächsten Jahren weitergehen?
Wir bieten auf unserem Marktplatz mittlerweile über 200 nachhaltige Produkte an, zum Beispiel Arbeitskleidung aus recyceltem Ozeanmüll oder wasserfeste Festivalzelte aus Pappe. Besonders gefragt sind unsere Hotelslipper aus recycelten PET-Flaschen, Trockenseifenspender, Festivalbändchen und biozertifizierte Hotelkosmetik. Nun bauen wir konsequent unsere Produktpalette weiter auf und werden demnächst noch mehr Digitalisierung wagen. Wir entwickeln unser Agenturangebot weiter und wachsen im Team.
„Wir bauen konsequent unsere Produktpalette weiter auf und werden demnächst noch mehr Digitalisierung wagen.“
Die größte Herausforderung ist …
… den Fokus nicht zu verlieren. Es gibt so viele großartige Produkte und Dienstleistungen. Wir müssen uns auf die besten konzentrieren und unsere Prozesse reibungsloser gestalten. Denn wir sind uns sicher: Wer sich der vielfältigen Möglichkeiten erst einmal bewusst geworden ist, der wird sie auch umsetzen. So können wir mithelfen, die Branche Schritt für Schritt zu transformieren.
Welches digitale Produkt muss erst noch erfunden werden?
Technologien, die Vielfalt statt Einfalt fördern und echten Austausch ermöglichen. Wir müssen Filterblasen zerplatzen lassen und mehr Menschlichkeit und Verbundenheit miteinander zeigen. Mehr Geschichten humanitärer Art schreiben. Nur so schneidet eine Gesellschaft menschenverachtenden Gruppen den Nachwuchs ab. Solche digitalen Produkte sind vermutlich keine „Einhörner“. Daher muss es alternative Finanzierungsmechanismen geben, die Non-Profit-Unternehmen Zugang zu finanziellen Quellen geben. Auch dies wäre interessant, digital zu lösen.
Auf welches können Sie verzichten?
Alexa und Smartwatches.
Wie smart ist Ihr Zuhause?
Ich versuche meine Wohnung eher technologiefrei zu halten, so weit es denn möglich ist. Ich verstehe aber auch die Attraktivität der Steuerung von Heizung und Waschmaschine von unterwegs.
Hätten Sie gerne einen Haushaltsroboter?
Nein.
Welche technische Anwendung wird Ihnen immer ein Rätsel bleiben?
Die Deutsche-Bahn-App – wobei sich auch dort vieles zum Guten gewandt hat.
Wann waren Sie das letzte Mal 24 Stunden offline?
Vermutlich bei meiner Reise in den Himalaja im letzten Jahr.
Urlaub ohne WLAN: Traum oder Albtraum?
Beides irgendwie. Ich mag es, vernetzt zu sein. Ich mag meinen Job und blicke im Gegensatz zu vielen Leuten, abgesehen von Ausnahmen, der Zukunft sehr positiv entgegen. Vielleicht, weil wir es mit so vielen humanitären und visionären Organisationen und Persönlichkeiten zu tun haben. Daraus ziehe ich viel Kraft. Vermutlich spüre ich diese Kraft am intensivsten, wenn ich an entlegenen Orten offline bin und mit Menschen kommuniziere, die aus einem völlig anderen Kontext stammen, aber die gleichen Fragen haben wie ich.
Im #explore-Format „Steckbrief“ kommen regelmäßig spannende und inspirierende Menschen aus der digitalen Szene zu Wort: Forscher*innen, Blogger*innen, Start-up-Gründer*innen, Unternehmer*innen, Hacker*innen, Visionäre und Visionärinnen.