22. März 2018
Bei der Deutung ärztlicher Diagnosen sind die meisten Menschen ratlos. Ansgar Jonietz und sein Team wollen das ändern: Auf dem Onlineportal washabich.de können Patienten ihre Befunde hochladen – Medizinstudenten und Ärzte übersetzen diese dann kostenlos von fachlichem in verständliches Deutsch.
Name: Ansgar Jonietz
Alter: 33 Jahre
Beruf: Geschäftsführer der „Was hab‘ ich?“ gemeinnützigen GmbH
Website:https://washabich.de
Was ist „Was hab‘ ich“?
Auf washabich.de können Patienten ihre medizinischen Befunde einsenden und erhalten dann eine leicht verständliche Übersetzung dieser Dokumente. Die Übersetzungen werden ehrenamtlich von Medizinstudenten und Ärzten erstellt. Der Service ist für Patienten kostenlos und anonym. Unser Ziel: Arzt und Patient auf Augenhöhe bringen.
Die Welt braucht „Was hab‘ ich“, weil …
… es kaum leicht verständliche und individuelle Gesundheitsinformationen gibt – obwohl einerseits die Gesundheitskompetenz in Deutschland erschreckend niedrig ist und andererseits Patienten sich immer mehr an ihrer Behandlung beteiligen wollen. Patienten, die ihre Erkrankung verstehen, können dieser bewusst entgegentreten. Sie halten sich eher an ihre Therapie und können gemeinsam mit ihrem Arzt bessere Entscheidungen treffen.
Die größte Herausforderung ist …
… aktuell für uns die Entwicklung einer Software, mit der wir automatisiert nach dem Krankenhausaufenthalt eine leicht verständliche Patientenversion des Entlassungsbriefs erstellen können – damit zukünftig alle Patienten in Deutschland ihre Befunde verstehen.
Welche neuen Möglichkeiten eröffnet das Internet für Patienten?
Patienten haben online Zugriff auf viele Informationen – ob zu Krankheitssymptomen oder auch zu Behandlungsoptionen. Dazu können sie Arzt-Adressen und -Bewertungen recherchieren. Die Herausforderung: Vertrauenswürdige, geprüfte und gut verständliche Informationen sind nicht immer leicht zu finden.
© Amac Garbe / amacgarbe.de
Programmieren ist für mich …
… eine tolle Möglichkeit, Dinge auszuprobieren. Ich programmiere selbst nicht mehr viel, habe aber immer wieder Freude daran, kleine Prototypen selbst entwickeln zu können. Software entwickeln zu können ist eine der wichtigsten Kompetenzen der Zukunft. Dass die Studienanfängerzahlen in Informatik rückläufig sind, ist schockierend!
Hätten Sie gerne einen Haushaltsroboter?
Unbedingt, und zwar einen intelligenten und mächtigen. Am besten einen Industrieroboter, der die Spülmaschine ausräumen kann, selbstständig alle Orte in der Wohnung erreicht und alle Geräte bedienen kann. Staubsauger, die im Zufallsmodus die Wohnung abfahren, begeistern mich (noch) nicht.
Welches digitale Produkt muss erst noch erfunden werden?
Alle Produkte kranken im Moment an der Mensch-Maschine-Schnittstelle. Spannend wird es, wenn wir neue Wege finden, wie wir elektronische Geräte steuern und diese Informationen an uns übermitteln können. Vielleicht werden Brillen und Kontaktlinsen mit Displays der nächste Schritt, wie uns Technik noch intuitiver im Alltag unterstützen kann.
Auf welche digitalen Produkte können Sie verzichten?
Verzichten könnte ich auf digitale Assistenten mit Spracherkennung. Siri und Co. erlebe ich meistens als Technik-Demo, aber selten in realen Anwendungsszenarien.
Welche technische Anwendung wird auch Ihnen immer ein Rätsel bleiben?
Flugzeuge. Verrückt, dass die so schwer sind und trotzdem fliegen können!
Wann waren Sie das letzte Mal 24 Stunden offline?
Zuletzt vor fast zwei Jahren, als ich Freunde übers Wochenende besucht habe und die Zeit ohne E-Mails und Benachrichtigungen genießen wollte. Ich mag den Flugmodus, um mich bewusst abzukoppeln, nutze ihn aber doch zu selten und zu kurz. Und inzwischen habe ich zu viele funkende Endgeräte, die alle einzeln auf „offline“ geschaltet werden müssten.
Urlaub ohne WLAN: Traum oder Albtraum?
Albtraum! Auch beim Internet gilt: Die Dosis macht das Gift. Ab und zu in die E-Mails schauen zu können ist für mich im Urlaub eher beruhigend als belastend.
Die Serie „Steckbrief“ ist ein redaktionelles Format von #explore: Hier wollen wir regelmäßig, spannende und inspirierende Menschen aus der digitalen Szene zu Wort kommen lassen – von Forscher*innen, Blogger*innen, Startup-Gründer*innen, Unternehmer*innen, Hacker*innen, Visionäre*innen.