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Echt oder frei erfunden?

Die Wahrheit über Fake News

8. September 2017

Fake News sind heutzutage so gut getarnt, dass sie von ungeübten Blicken nur schwer als Täuschung auszumachen sind. Doch was sind Fake News eigentlich genau? Wie verbreiten sich die Falschmeldungen und woran kann man sie erkennen? Was man jetzt wissen muss, erklärt #explore.

1. Was sind Fake News?

Die Definition von Fake News ist eigentlich ganz simpel: Gemeint sind veröffentlichte Nachrichten ohne Wahrheitsgehalt, die sich in den sozialen Netzwerken wie Facebook und Twitter oft rasend schnell – also viral – verbreiten und dabei sogar auch manchmal von den Medien nicht als Falschmeldung enttarnt und weitergetragen werden. Doch Vorsicht: Es besteht Verwechslungsgefahr! Der Begriff Fake News hat unter dem US-Präsidenten Donald Trump eine zweite Bedeutung erhalten: Er definierte den Begriff als unliebsame Berichterstattung über ihn. In diesem Zusammenhang gilt es als politisches Schlagwort, ähnlich wie der deutsche Begriff „Lügenpresse“.

2. Social Bots & Co.: So entstehen Fake News

Wer verstehen möchte, wie Falschmeldungen Facebook & Co. erobern können, muss zuerst Social Bots begreifen. Das sind Computerprogramme, die menschliche Verhaltensmuster imitieren. Wie schlau Software schon heute sein kann, beweisen zum Beispiel die sprachgesteuerten Systeme Alexa von Amazon oder Siri von Apple. Inzwischen sind manche Meinungsroboter so gut entwickelt, dass selbst Profis nicht auf den ersten Blick erkennen können, ob zum Beispiel hinter einem Twitter-Account ein Mensch oder ein Computerprogramm steckt.

Social Bots reagieren zum Beispiel auf Twitter auf vorher festgelegte Hashtags und versenden dann programmierte Nachrichten – um Werbung zu verbreiten oder das Meinungsbild zu beeinflussen. Die Mechanismen der sozialen Netzwerke tun dann ihr übriges: User halten die gefälschte Nachricht für echt, verbreiten sie weiter und schon befällt die Fake News das Netz.

„Die User sozialer Netzwerke müssen selbst dafür sorgen, dass ihre Accounts nicht aufgrund schwacher Passwörter geknackt werden und sie damit für die Verbreitung von Falschmeldungen missbraucht werden können.“

Dirk Kretzschmar

3. Zeitungsente, Hoax, Urban Legend: Nicht alle Falschmeldungen sind Fake News

Doch wer glaubt, dass Falschmeldungen eine negative Begleiterscheinung der sozialen Medien sind, liegt falsch. Im Gegenteil – Falschmeldungen sind so alt wie die Geschichte der Presse. Populäres Beispiel ist die „Zeitungsente“, für die es bereits im 19. Jahrhundert historische Belege gibt. In Deutschland verhindert der Pressekodex die systematische Verbreitung von Falschmeldungen – Journalisten verpflichten sich zu Wahrheit und Sorgfalt. Die einzige Ausnahme ist der 1. April: An diesem Tag verstecken Zeitungen, Onlinenachrichtendienste, Radio- und TV-Sender mit Absicht Falschmeldungen. Doch spätesten am nächsten Tag entlarven sie die Zeitungsente als Aprilscherz.

Das beweist: Nicht alle Falschmeldungen sind automatisch Fake News. Manche Schwindel-Nachrichten sind aber nur schwer vom Begriff Fake News abzugrenzen – wie „Hoax“, die englische Bezeichnung für Scherz oder Schabernack. Ein Hoax ist ebenso frei erfunden, wird aber nicht in erster Linie in den sozialen Netzwerken verbreitet, sondern vor allem via SMS, E-Mail oder Whatsapp. Ein typisches Hoax-Beispiel ist der digitale Kettenbrief. Ebenfalls von Fake News nur schwer zu unterscheiden, sind die sogenannten Urban Legends, die sich mit Großstadt-Legenden oder moderne Mythen übersetzen lassen. Gemeint sind meist sonderbare Anekdoten, oft mit einem wahren Kern, deren Ursprung sich nicht mehr oder nur noch unzureichend zurückverfolgen lässt.

4. Falschmeldungen: Worauf User achten sollten

Dirk Kretzschmar, Geschäftsführer von TÜViT, sieht weniger die Technik von Social-Media-Plattformen in der Verantwortung, sondern das aufgeklärte Verhalten der Nutzer: „Die User sozialer Netzwerke müssen selbst dafür sorgen, dass ihre Accounts nicht aufgrund schwacher Passwörter geknackt werden und sie damit für die Verbreitung von Falschmeldungen missbraucht werden können.“ Die noch immer gängige Verwendung von Username und Passwort ist für IT Sicherheitsexperten nach wie vor eine große Schwachstelle. Längst gibt es technische Lösungen zur sicheren elektronischen Identifizierung wie Secure Elements z.B. auf Smartcards oder dem Personalausweis. Wenn schon ein Passwort verwendet wird, dann auf jeden Fall ein sicheres Passwort, bestehend aus mindestens acht Zeichen im Mix aus Groß- und Kleinbuchstaben, Ziffern und Sonderzeichen. Wichtig ist dabei auch, dass das Passwort für das Email-Programm nicht identisch ist. So ist im schlimmsten Fall „nur“ das Social-Media-Profil gehackt, nicht aber der Mail-Account – so kann für das gekaperte Profil schnell ein neues Passwort angelegt werden. Für die Plattformbetreiber gilt dagegen laut Sicht des IT-Experten Dirk Kretzschmar: „Sie sollten gewährleisten, dass der Zugang zu Accounts nicht hintergangen werden kann, und klären, ob sich hinter einigen Accounts wirklich reale Personen befinden.“

„Sie sollten gewährleisten, dass der Zugang zu Accounts nicht hintergangen werden kann, und klären, ob sich hinter einigen Accounts wirklich reale Personen befinden.“

Dirk Kretzschmar

5. Selbst Fake News erkennen

Wer Fake News enttarnen will, braucht sich aber nicht nur auf ausgeklügelte Algorithmen und Fact-Checking seitens der Plattformbetreiber verlassen. Eine Portion gesunder Menschenverstand und eine Handvoll Hinweise genügen schon, um Falschmeldungen zu entlarven, die wie echter Journalismus wirken sollen und gezielt in den Sozialen Medien verbreitet werden. „Natürlich sollten User sozialer Netzwerke erst mal kritisch den Wahrheitsgehalt einer Nachricht prüfen und diese nicht einfach weiterverteilen. Denn ist erst mal so eine Nachricht in die Welt gesetzt und wird weiter geteilt, dann wird daran so lange geglaubt, bis sie widerlegt ist. Und Widerlegen in sozialen Netzwerken – das ist das größte Problem“, so Dirk Kretzschmar, Geschäftsführer von TÜViT.

Wie lässt sich eine Falschmeldung prüfen? Vier Tipps zum Fakten checken:

  • Quellen kontrollieren – Der schnellste Weg, eine mögliche Falschmeldung zu erkennen, führt über Google. Einfach die Überschrift in die Suchmaschine tippen – berichten auch viele andere seriöse Medien über den Fall, ist die Nachricht eher echt. User sollten kritisch sein, wenn sie keine weiteren Quellen für die News finden.
  • Videos und Fotos checken – Für (bewegte) Bilder im Netz gilt grundsätzlich: Erst einmal genau ansehen. User dürfen dabei Detektiv spielen: Geben Schilder, Autokennzeichen oder Plakate darauf Hinweis, dass das Foto oder das Video tatsächlich am angegebenen Ort aufgenommen worden ist?
  • Absender prüfen – Statt bedenkenlos einen Beitrag mit Freunden oder Followern zu teilen, sollten User vor dem Posten das Profil des Absenders begutachten. Hat der Verfasser nur wenig Facebook-Freunde oder Twitter-Follower? Ist das Profil erst seit kurzem aktiv? Dann ist Anlass zu Skepsis gegeben. Wer auf Nummer Sicher gehen will, schaut sich auch die bisher veröffentlichten Beiträge genauer an.
  • URL und Impressum begutachten – Ein Impressum ist für Websites in Deutschland Pflicht. Einer Seite ohne Impressum – das heißt ohne Info über den Verfasser – brauchen User nicht zu vertrauen. Zusätzlich hilft ein Blick auf die URL. Denn ab und an erscheinen Fake News im Look bekannter Nachrichtenseiten. Die gefälschten Kopien unterscheiden sich vom Original meist durch auf den ersten Blick kaum bemerkbare Änderungen wie Bindestriche, Buchstabendreher oder Endungen wie .net statt .de.

ZUR PERSON

Hilfreiche Websites

  • Bildersuche von Google – Auf diesem Weg lassen sich schnell Schummel-Bilder enttarnen. Bild hochladen und über die umgekehrte Bildersuche klären: Ist das Foto die erste Aufnahme oder schon viel älter? Wer ist der Urheber und in welchem Zusammenhang ist das Bild erstmals veröffentlicht worden? Weitere Anbieter für die umgekehrte Bildersuche – die „Reverse Image Search“ – sind TinEye und RevEye.
  • YouTube-Dataviewer von Amnesty International – Mit diesem Service lassen sich die Originalversion von Videos, von denen mehrere Kopien vorhanden sind, finden. Wann ist die Datei zum ersten Mal hochgeladen worden? Ein Blick auf das Datum kann beim Enttarnen hilfreich sein.