6. Februar 2020
Nichts macht Elektromobilität bequemer als eine Stromtankstelle in der eigenen Garage. Der Einbau einer sogenannten Wallbox lohnt sich beim Kauf eines E-Autos in jedem Fall. TÜV-NORD-Experte Christian Förster klärt die wichtigsten Fragen rund um die Ladestation für den Hausgebrauch.
Warum überhaupt eine Wallbox?
85 Prozent aller Ladevorgänge finden heute zu Hause oder am Arbeitsplatz statt. Aus guten Gründen: Nirgendwo sonst ist die Aufladung des eigenen E-Autos so unaufwendig wie an den Orten, an denen man tagsüber oder nachts ohnehin diverse Stunden verbringt. Zwar kann man den Stromer mit einem speziellen Schuko-Ladekabel auch an der Haushaltssteckdose auffüllen. Doch die Leitungen sind nicht für lange Dauerlasten ausgelegt und laden nur einphasig mit 2,3 Kilowattstunden. Ein Renault Zoe mit einer 41-Kilowatt-Batterie wäre erst in 21 Stunden aufgeladen, mit dem 52-Kilowatt-Akku müsste man sogar über 37 Stunden einplanen. Eine Dauerlösung ist die Haushaltssteckdose daher bestenfalls für Plug-in-Hybride, die ihre vergleichsweise kleinen Batterien hier auch über Nacht füllen können. Für Besitzer eines „echten“ Elektroautos ist eine Wallbox dagegen die beste Option für den Alltagsbetrieb. Die Wandladestation kann in der Garage oder im Carport angebracht werden und lädt je nach Auslegung mit 3,6 bis 22 Kilowatt und auf bis zu drei Phasen. Dazu benötigt sie einen Drehstromanschluss, wie man ihn vom Elektroherd in der Küche kennt. Bei einer Ladeleistung von 7,2 Kilowatt ist ein Akku mit 41 Kilowatt in unter sechs Stunden geladen, mit 11 Kilowatt in weniger als vier Stunden und mit 22 Kilowatt ist die Batterie schon in zwei Stunden voll.
© AdobeStockLadestation für ein Elektrofahrzeug mit 3 unterschiedlichen Verbindungssteckern
Welche Wallbox mit welcher Ladeleistung brauche ich für mein Elektroauto?
Das ist einerseits abhängig von der Akkukapazität des E-Autos und andererseits von dem On-Board-Lader, der im Fahrzeug verbaut ist. Letzterer bestimmt, mit welcher Leistung der Stromer überhaupt laden kann. Der aktuelle VW e-up hat beispielsweise einen On-Board-Lader mit 7,2 Kilowatt und kann die potenzielle Ladeleistung einer Wallbox mit 11 Kilowatt oder 22 Kilowatt also gar nicht abrufen. Dasselbe gilt überraschenderweise auch für den Jaguar I-Pace, der trotz eines riesigen 90-Kilowatt-Akkus nur mit 7,2 Kilowatt zu Hause laden kann. Bei einigen Herstellern kann man zwischen verschiedenen On-Board-Ladern wählen. Selbst bei Fahrzeugen mit größeren Ladern reicht für den Hausgebrauch eine Wallbox mit 11 Kilowatt vollkommen aus. Wird das Auto sieben bis acht Stunden über Nacht geladen, genügt je nach Akkustand und -größe eine Ladeleistung zwischen 5 bis 7 Kilowatt – das schont Stromnetz, Hausnetz und auch die Batterie.
Einige Autobauer haben eine eigene Wallbox im Angebot. Lege ich mich damit auf ein bestimmtes Auto fest?
Nein, Wallboxen in Europa sind standardmäßig mit einer Typ-2-Buchse, dem sogenannten Mennekes-Stecker, ausgestattet. Alle aktuellen Elektroautos verfügen über diesen Typ-2-Standard. Aber auch ältere asiatische E-Fahrzeuge mit Typ-1-Stecker können mit einem entsprechenden Kabel an jeder Wallbox geladen werden.
Muss ich den Einbau einer Wallbox anmelden?
Der örtliche Netzbetreiber muss generell über die Installation einer Wallbox informiert werden. Liegt die Ladeleistung der geplanten Stromtankstelle höher als 11 Kilowatt, darf man sie nur mit dessen Genehmigung installieren. Der Netzbetreiber überprüft im Vorfeld, ob die Netze durch die Wallbox nicht überlastet werden, und muss gegebenenfalls technische Änderungen vornehmen, an deren Kosten man beteiligt werden kann.
Was ist bei der Installation zu beachten?
Eine Wallbox sollte ausschließlich von einem Profi installiert werden. Der Elektroinstallateur weiß auch, ob die angedachte Wallbox genehmigungspflichtig ist, und übernimmt die Abstimmung mit dem Netzbetreiber.
© AdobeStock
Welche Kosten muss ich für Kauf und Installation der Wallbox kalkulieren?
Je nach Ausstattung kostet eine Wallbox momentan zwischen 500 und 2.500 Euro. Mit wachsender Nachfrage und steigenden Produktionszahlen dürften die Preise künftig etwas sinken. Für den heimischen Bedarf reicht ein Gerät bis 1.000 Euro allerdings meist völlig aus. Hinzu kommen noch die Anschlusskosten, also die Verlegung der Zuleitung vom zentralen Sicherungskasten bis zum Ladepunkt durch den Fachbetrieb. Je nach der erforderlichen Länge der Leitung muss man hier bis zu 1.000 Euro kalkulieren. Empfehlenswert ist in jedem Fall eine Wallbox mit integriertem Kabel. So geht das allabendliche Laden noch schneller und bequemer.
Kann eine Wallbox gefördert werden?
Der Bund konzentriert sich aktuell auf die Förderung der öffentlichen Ladeinfrastruktur. Allerdings bieten einige Länder und Kommunen bei Kauf und Installation der heimischen Stromtankstelle Unterstützung: Wer sich in Nordrhein-Westfalen eine private Wallbox anschafft, bekommt bis zu 1.000 Euro und maximal 50 Prozent der Gesamtkosten erstattet. Voraussetzung für die Förderung sind der Einbau durch einen Fachbetrieb und ein Ökostrom-Vertrag. In München werden 40 Prozent der Kosten für die Montage und die Installation der Wallbox bis zu einer Höhe von 3.000 Euro übernommen. Die Stadt Düsseldorf ersetzt bei Haushalten mit Ökostrom oder Solaranlage 20 Prozent der Kosten und maximal 500 Euro. Generell muss dabei zunächst der Antrag samt Kostenvoranschlag bewilligt werden. Erst danach bestellt man die Wallbox und den Elektroinstallateur. Auch diverse Energieversorger zahlen Zuschüsse zur Wallbox – meist gekoppelt an einen Stromvertrag mit dem jeweiligen Anbieter. Viele Förderprogramme sind zeitlich begrenzt, neue Förderungen werden aufgelegt. Wer sich eine Wallbox anschaffen will, sollte sich daher in jedem Fall vorher im Internet, bei der Kommune oder bei den Energieversorgern über Fördermöglichkeiten informieren.
Darf ich eine Wallbox in der Garage meiner Wohneigentümergemeinschaft oder meines Mietshauses installieren?
Wer in einem Mehrfamilienhaus oder in einer gemeinsam genutzten Garage eine Wallbox installieren will, benötigt dazu bislang die Zustimmung aller anderen Wohnungseigentümer. Schon eine Gegenstimme kann den Einbau verhindern. Mieter wiederum dürfen nur mit dem ausdrücklichen Einverständnis ihres Vermieters eine Wallbox etwa auf dem Garagenstellplatz ihrer Wohnung oder ihres Gewerbes anbringen. Diverse Verbände, aber auch Autohersteller fordern seit längerer Zeit eine Anpassung des Wohn- und Mieteigentumsrechts, um diese Hürde für die Anschaffung eines Elektroautos auszuräumen. Das Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz hat im Januar einen entsprechenden Referentenentwurf zur Novellierung des Wohneigentumsgesetzes vorgelegt. Demnach sollen bauliche Maßnahmen zur Errichtung einer Lademöglichkeit nicht mehr der Zustimmung aller Wohnungseigentümer bedürfen. Stattdessen sollen Eigentümer ebenso wie Mieter grundsätzlich einen Rechtsanspruch auf den Einbau einer Wallbox bekommen und die damit verbundenen Kosten selbst tragen. Der Gesetzentwurf muss noch final abgestimmt und vom Bundestag verabschiedet werden. Der Verband der Immobilienverwalter VDIV hofft, dass ein entsprechendes Gesetz noch 2020 in Kraft tritt.
© AdobeStockElektroauto an einer Ladestation
Und wenn ich momentan weder zu Hause noch beim Arbeitgeber laden kann, aber trotzdem elektrisch fahren möchte?
24.000 öffentliche Ladepunkte zählt das Ladesäulenregister des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) derzeit in Deutschland, davon 15 Prozent Schnelllader. Das sind 50 Prozent mehr als vor einem Jahr. Mittlerweile kann man sein E-Auto auch an manchen Supermärkten, Baumärkten oder Möbelhäusern während des Einkaufs aufladen. Bis 2030 sollen hierzulande nach dem Willen der Bundesregierung eine Million öffentliche Ladepunkte zur Verfügung stehen. Aktuell können sich durchschnittlich neun Elektroautos eine Stromtankstelle teilen. Ob man in seiner Nähe eine Ladesäule findet, ist allerdings abhängig vom jeweiligen Wohnort. Bayern ist mit fast 5.700 Ladesäulen bundesweit Spitzenreiter, Mecklenburg-Vorpommern hat mit 208 Säulen nicht einmal doppelt so viele Lademöglichkeiten wie das erheblich kleinere Saarland. Heute noch oft ein Problem bei der Ladeinfrastruktur in Städten: Die Ladesäulen stehen meist unauffällig am Straßenrand und auch oftmals vereinzelt. Ist eine Säule defekt oder von einem Verbrenner zugeparkt, muss man sich die nächste Lademöglichkeit suchen. Sinnvoll wäre hier eine Visualisierung der Ladeinfrastruktur in Form von größeren Stromtankstellen auch in Ballungsräumen. Das Falschparker-Problem ließe sich durch Bußgelder und durch den wachsenden sozialen Druck mit der Ausbreitung der E-Mobilität in den Griff bekommen. Momentan ebenfalls häufig ein Ärgernis: E-Autofahrer, die die Stromtankstelle nach abgeschlossenem Ladevorgang als kostenlosen Parkplatz betrachten und blockieren. Dem könnte mithilfe eines intelligenten Lademanagements entgegengewirkt werden: Ist der Akku geladen, wird der Besitzer per App informiert. Nach einer entsprechenden Kulanzzeit werden dann hohe Gebühren für längeres Parken erhoben – damit die Ladesäule so schnell wie möglich für den nächsten E-Autofahrer frei ist.
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ZUR PERSON
© privat
Christian Förster ist Projektleiter Elektromobilität der TÜV NORD GROUP und Experte für alternative Kraftstoffe und Antriebskonzepte am Institut für Fahrzeugtechnik und Mobilität (IFM).
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