28. Mai 2020
Passwörter – jeder braucht sie, keiner mag sie, kaum einer kann sie sich merken, und allzu viele tippen deshalb immer noch „12345“. Dabei wissen wir eigentlich alle: Unsichere Passwörter sind eine Einladung an Cyberkriminelle. Was man bei der Wahl eines Passworts beachten sollte, welche Sünden es zu vermeiden gilt und wo man seine Passwörter am besten verwahrt, erklärt Security-Experte Tobias Kippert von TÜViT.
Tipp 1: Komplexität schützt
Ein gutes und sicheres Passwort ist ausreichend komplex. Sprich: Es besteht aus mindestens acht unterschiedlichen Zeichen wie Klein- und Großbuchstaben, Zahlen und Sonderzeichen – bestenfalls wild gemischt und ohne zugrunde liegendes System. Als Gedankenstütze, und um sich das Passwort besser merken zu können, kann man einen bestimmten Satz bilden, von dem man aber nur die Anfangsbuchstaben im Passwort verwendet. Diese Buchstaben variiert man dann durch Groß- und Kleinschreibung und ergänzt sie durch Zahlen und Sonderzeichen.
Tipp 2: Passwort-Sünden vermeiden
Außenstehende dürfen dieses eigene Passwort natürlich nicht einfach herausfinden können. Neben banalen Passwörtern wie „12345“, Begriffen aus dem Wörterbuch und dem Namen des Haustiers sind daher auch Kombinationen des eigenen Namens und Geburtsdatums in jedem Fall zu vermeiden.
Grundsätzlich sollte man für jeden Onlinedienst ein eigenes Passwort verwenden. Denn nutzt man überall dasselbe, kann schon ein gehacktes Kennwort dazu führen, dass ein Angreifer neben meinem E-Mail-Postfach auch ins Onlineshopping-Konto eindringen kann. Notieren sollte man die eigenen Passwörter weder auf einem digitalen Dokument auf dem Rechner noch auf einem analogen Zettel. Das berühmt-berüchtigte Post-it mit dem Passwort unter der Tastatur ist also selbstverständlich tabu.
Grundsätzlich sollte man für jeden Onlinedienst ein eigenes Passwort verwenden.
Tipp 3: Ab in den Safe
Sicher, gute Passwörter sind kompliziert und daher schwierig zu merken. Wer für jeden Dienst ein eigenes und sicheres Passwort verwendet, kommt um einen Passwort-Manager kaum herum. In diesen Programmen werden Passwörter und Benutzernamen verschlüsselt und wie in einem Safe sicher verwahrt. Viele dieser Tools nutzen dazu beispielsweise den sogenannten Advanced Encryption Standard (AES) 256, den auch die US-Regierung zur Verschlüsselung geheimer Dokumente verwendet. Ein Computer müsste rund 13,8 Milliarden Jahre rechnen, um eine solche Verschlüsselung zu knacken. Die Programme fügen Passwort und Benutzernamen meist automatisch ins Anmeldefeld des jeweiligen Internetanbieters im Browser ein.
Schlüssel zu diesem Passwort-Tresor ist ein komplexes Master-Passwort. Statt 20, 30 oder gar mehr verschiedene Passwörter muss man sich also nur ein einziges Kennwort merken. Das aber sollte man tatsächlich besser nicht vergessen. Andernfalls ist der Passwort-Safe endgültig versiegelt – und man muss sämtliche gespeicherten Passwörter bei den genutzten Internetdiensten zurücksetzen und neu anlegen.
Tipp 4: Lokal statt Cloud
Einen guten, günstigen oder sogar kostenlosen Passwort-Manager kann man über Vergleichstests im Internet finden. Viele der Programme bieten dabei eine Synchronisation über die Cloud. So kann man sich ganz bequem und ohne weiteren Aufwand mit den Kennwörtern auch auf dem Smartphone oder Tablet anmelden.
Die Kehrseite des Komforts: Bei unverschlüsselten Verfahren könnten die Kennwörter prinzipiell während der Übertragung oder am Speicherort von Hackern abgefangen werden. Auch muss man hierbei dem jeweiligen Anbieter vertrauen. Sicherer ist es daher, die Synchronisierung im Passwort-Manager zu deaktivieren oder direkt auf ein Programm zu setzen, das die Kennwörter ausschließlich lokal auf dem Rechner speichert.
Tipp 5: Sicherheit generieren
Ein weiterer Vorteil von Passwort-Managern: Man kann sich von ihnen sichere Kennwörter generieren lassen. Dazu legt man zunächst die gewünschte Länge und die Verwendung von Zahlen und Sonderzeichen fest. Dann wird auf Knopfdruck das Passwort erzeugt. Weil der Generator die Zeichen nach dem Zufallsprinzip zusammenwürfelt, können sie von einem Angreifer nicht „erraten“ werden und sind daher sicherer als menschengemachte Kennwörter.
Online kann man sich etwa über die Seite der Zentralen Datenschutzstelle der baden-württembergischen Universitäten (ZENDAS) ein solches zufälliges Passwort generieren.
Tipp 6: Dem Browser nicht alle Geheimnisse anvertrauen
Viele Browser bieten beim Einloggen auf einer Website an, die Anmeldedaten zu speichern. Das ist natürlich praktisch, weil es den Log-in deutlich abkürzt. Grundsätzlich sollte man sich aber vorab erkundigen, ob der Passwort-Speicher des jeweiligen Anbieters als sicher gilt und die Passwörter nur lokal gespeichert werden.
Ein grundsätzliches Problem bei Passwort-Managern im Browser: Anders als bei eigenständigen Passwort-Safes ist die Verwendung eines Master-Passworts optional. Wird der Computer von mehreren Personen genutzt, können auch diese auf die Passwörter zugreifen. Und wird mein Laptop gestohlen, kann sich der Dieb bequem bei meinen Onlinediensten anmelden. Empfehlenswert ist die Speicherung im Browser daher nur bei einem stationären Rechner, den ich ausschließlich selbst verwende und durch ein gutes Passwort schütze. Die bessere, weil sichere Wahl ist aber auch hier ein eigenständiger Passwort-Manager.
Tipp 7: Passwort-Manager von Smartphone-Betriebssystemen mit Vorsicht behandeln
Android- oder Apple-Smartphones kommen ab Werk mit einem integrierten Passwort-Manager. Smart Lock von Google und Apples iCloud-Schlüsselbund synchronisieren die Passwörter mit dem eigenen Benutzerkonto. So kann ich mich bequem auf anderen Endgeräten anmelden oder mit meinen Passwörtern auf ein neues Handy umziehen. Das Problem: Ob die Passwörter etwa auf Servern in den USA gespeichert werden, erfährt der User nicht unmittelbar. Und Cloud-Lösungen sind aus den genannten Gründen tendenziell unsicherer als eine lokale Speicherung in einem eigenständigen Passworttresor auf dem eigenen Rechner oder Smartphone.
Tipp 8: Ein sicheres Passwort ist (fast) für die Ewigkeit
Lange galt das goldene Gebot: Auch ein sicheres Passwort sollte regelmäßig gewechselt werden. Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) hat diese Empfehlung in der aktuellen Ausgabe seines IT-Grundschutz-Kompendiums nun zurückgezogen. Der Grund: Um sich das neue Passwort gut merken zu können, neigen viele Nutzer zu Nachlässigkeit, wie Untersuchungen ergeben haben. Da wird etwa ein zu kurzes Passwort verwendet oder das alte nur vage variiert – indem man etwa am Ende eine Zahl verändert.
Besser ein gutes und komplexes Passwort auf Dauer als alle drei Monate ein neues unsicheres Kennwort.
Wurde das alte Passwort aber bereits ausgespäht oder war es ohnehin unsicher, ist auch das neue Passwort im Handumdrehen geknackt. Daher gilt als neue Faustregel: Besser ein gutes und komplexes Passwort auf Dauer als alle drei Monate ein neues unsicheres Kennwort. Bei einem Datenleck oder einem Hackerangriff auf den eigenen Onlineanbieter muss natürlich nach wie vor auch das Passwort geändert werden.
Tipp 9: Doppelt gesichert schützt besser
Um die Sicherheit weiter zu erhöhen, ist es sinnvoll, eine Zwei-Faktor-Authentisierung einzurichten, wie sie von immer mehr Onlinediensten angeboten wird. Zusätzlich zu Benutzernamen und Passwort muss man bei der Anmeldung dabei etwa einen Code eingeben, den man vom jeweiligen Anbieter per SMS geschickt bekommt oder der über eine spezielle Authenticator-App erzeugt wird. Auch ein Cyberkrimineller, der mein Passwort kennt, kann dann noch immer nicht einfach auf mein Onlinekonto zugreifen. Die Verwendung eines solchen zweiten Faktors kostet bei der Anmeldung ein klein wenig mehr Zeit – ist dafür aber ein wichtiger weiterer Schritt zu einem sichereren Onlinekonto.
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ZUR PERSON
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Tobias Kippert ist Diplom-Informatiker und Product Manager Business Security & Privacy bei TÜViT.