30. Januar 2018
Wer am Weihnachtsabend einen intelligenten Lautsprecher oder einen smarten Fernseher aus dem Geschenkpapier gewickelt hat, ist nicht allein: Über acht Milliarden vernetzte Geräte sollen weltweit bereits genutzt werden, hat das Marktforschungsunternehmen Gartner kalkuliert. Und bis 2020 könnte die 20-Milliarden-Marke geknackt worden sein. Doch mit der Zahl der digitalen Helfershelfer vermehren sich auch die Einfallstore für Hacker. Worauf Verbraucher beim Kauf und beim Umgang mit smarten Produkten achten sollten, erklärt Ulf Theike, Geschäftsführer von TÜV NORD Systems und zuständig für Digitalisierung.
Tipp 1: Mit Daten geizen – mehr Sicherheit durch Datensparsamkeit
Alles, was mit dem Internet verbunden ist, kann prinzipiell gehackt werden. Deshalb sollten Nutzer so sparsam wie möglich mit ihren Daten umgehen und nur die nötigsten Informationen auf den smarten Geräten speichern, so Theike. Wer mit dem Gedanken spielt, sich etwa ein Smart-Home-Produkt anzuschaffen, sollte sich im Vorfeld mit dessen Funktionen auseinandersetzen. Dabei sollte man sich aber nicht ausschließlich auf die Informationen der Hersteller verlassen. In Internetforen berichten Nutzer beispielsweise über ihre Erfahrungen mit vernetzten Steckdosen und über mögliche Sicherheitsprobleme, auf die sie gestoßen sind.
Tipp 2: Ungenutzte Funktionen abschalten
Wer etwa Amazons Echo nur als Lautsprecher nutzen will, um seine Lieblingsplaylist zu hören, sollte das Mikrofon ausknipsen. Das Risiko lässt sich damit zwar nicht endgültig abschalten – Hacker können die Geräte missbrauchen und Privatgespräche belauschen. Aber zumindest der Hersteller lässt sich auf diese Weise ausschließen: Unternehmen wie Amazon oder Google sammeln Daten über die Nutzer und speichern sie auf den eigenen Servern, um sie beispielsweise für Werbeangebote zu nutzen.
Tipp 3: Die Blackbox löschen
Immerhin: Was die intelligenten Lautsprecher auf den Festplatten der Anbieter speichern, lässt sich herausfinden und auch wieder entfernen. Die Einträge von Amazons Echo sind zum Beispiel gleich auf der Startseite der App oder in der Browser-Anwendung zu sehen. Tippt man dort auf „Mehr / Karte entfernen“, lassen sie sich einzeln löschen. Im „Verlauf“ kann man auch Audiodateien abspielen und diese ebenfalls löschen. Will man sich aller Einträge entledigen, lässt sich das im Amazon-Konto in der Rubrik „Meine Apps & Geräte“ bewerkstelligen.
Wer sich hingegen von Google Home beispielsweise das Wetter ansagen lässt, findet seine Aktivitäten auf der Webseite myactivity.google.com. Unter „Filtern nach Datum und Produkt / Google Assistant“ lassen sich die Sprachdateien auswählen, anhören und einzeln oder unter dem Punkt „Aktivitäten löschen“ auch komplett entfernen. In der Rubrik „Aktivitätseinstellungen“ bietet Google sogar die Möglichkeit, die Speicherung komplett abzuschalten.
Tipp 4: Einkaufsfunktion sperren oder sichern
Übereifrige Assistenten können ungewollte Kosten verursachen. So hatte sich in den USA ein Kind mit Amazons Alexa unterhalten und ein Puppenhaus bestellt. Ein Fernsehsender berichtete über den Fall. Als der Nachrichtensprecher den Satz „Alexa ordered me a dollhouse“ sagte, also „Alexa hat mir ein Puppenhaus bestellt“, versuchten auch die Assistenten einiger Zuschauer ein Puppenhaus zu ordern. Um unerwünschte Bestellungen zu vermeiden, sollte die Bestellfunktion deshalb deaktiviert oder durch einen Zahlencode geschützt werden, rät Ulf Theike.
Tipp 5: Alexa Gute Nacht sagen – Schlafenszeit für smarte Geräte
Je kürzer ein Gerät mit dem Internet verbunden ist, desto geringer die Gefahr. Deshalb sollten alle smarten Produkte, die nicht dauerhaft online sein müssen, in den Offline-Modus geschaltet werden. Öfter mal abzuschalten spart außerdem Kosten. Der Stand-by-Modus ist zwar bequem, frisst aber selbst bei modernen Gerätschaften immer noch zu viel Strom. Verlässt man das Haus oder macht sich auf den Weg ins Bett, sollte man sie daher ausstellen, um Energiekosten zu sparen.
Tipp 6: Finger weg von No-Name-Produkten
Bei welchem Hersteller sind meine Daten in vertrauenswürdigen Händen? Diese Gretchenfrage stellen sich besonders viele deutsche Verbraucher vor der Anschaffung eines smarten Geräts. Der Tipp des TÜV NORD-Experten: Grundsätzlich ist es besser, bekannten Herstellern und großen Firmen als etwa Billiganbietern aus Fernost zu vertrauen. „Namhafte Unternehmen von internationalem Rang müssen in der Regel mehr Wert auf korrekte Geschäftsbedingungen und Datenschutzrichtlinien legen – insbesondere wenn sie ein nachhaltiges Geschäftsmodell verfolgen“, erklärt Ulf Theike.
Zertifikate oder Gütesiegel, mit denen die Verbraucher vertrauenswürdige vernetzte Produkte identifizieren können, sind bislang noch Zukunftsmusik. Damit das nicht so bleibt, arbeitet TÜV NORD gemeinsam mit Partnern aus Wirtschaft und Wissenschaft sowie Verbraucherorganisationen und Behörden Regeln aus, die Maßnahmen für hohe IT-Sicherheit und Software-Updates festlegen. „Wir gehen davon aus, innerhalb der nächsten zwei Jahre Richtlinien entwickelt zu haben. Auf Basis dieser Richtlinien können wir die Geräte prüfen und den Verbrauchern mithilfe von Siegeln mehr Sicherheit bieten“, so Theike.
Das könnte Sie auch noch interessieren
ZUR PERSON
© TÜV NORD
Ulf Theike, Geschäftsführer von TÜV NORD Systems, ist im Geschäftsbereich Industrie Service für die digitale Weiterentwicklung von Dienstleistungen und internen Prozessen verantwortlich.