24. März 2022
Die Pandemie hat es angeschoben, digitale Technologien machen es möglich: Immer mehr Prüfungen können heute auch aus der Ferne durchgeführt werden. Das spart Geld und CO2 – denn die Sachverständigen des TÜV NORD-Konzerns müssen nicht mehr zwangsläufig bis ans andere Ende der Erde fliegen. Wie sich mittels Remote Inspection Brückenseile in Taiwan oder in der norwegischen See prüfen lassen.
Brücken, Seilbahnen, Funksendemasten oder Förderkörbe in Bergwerken: Stahlseile tragen tonnenschwere Lasten. Damit sie dauerhaft halten, müssen sie regelmäßig geprüft werden. Und dazu brauchen die Sachverständigen von DMT künftig nicht mehr zwangsläufig rund um den Erdball zu fliegen. Denn die TÜV NORD-Tochter bietet als erstes Unternehmen fernunterstützte Seilprüfungen an. Remote Inspection heißt das Stichwort. Zunächst wurde die Prüfung mittels Augmented Reality (AR) an einem Funksendemast des WDR getestet. Danach kam das Verfahren in Taiwan bei einer Brückenprüfung zum Einsatz. Gerade wird eine weitere AR-Brille in Norwegen bei einer Seilprüfung auf hoher See getestet.
© DMTDank hochauflösender Bilder, die vor Ort entstehen, ist ein gutes Zusammenspiel von Prüfenden vor Ort und den DMT-Teams in Essen möglich.
Bei der magnetinduktiven Seilprüfung werden Seile auf innere und äußere Drahtbrüche, Verformungen und Korrosion geprüft, ohne dass das Seil abgelegt und geöffnet werden muss. Dazu wird das Seil mit einem speziellen Prüfmagnet umschlossen, Sensoren erfassen dabei magnetische Streufelder, die auf Unregelmäßigkeiten im Seil hindeuten. Anhand der aufgezeichneten Daten können die Expertinnen und Experten dann Aussagen über die Seilsicherheit treffen. „In der Regel prüfen wir zu zweit oder zu dritt mit der Unterstützung der Auftraggebenden vor Ort. Das bedeutet jedes Mal einen enorm großen Planungsaufwand – wer hat wann Zeit, wie wird das Wetter, welche Geräte brauchen wir und so weiter“, erklärt Dominik Bartsch, Sachverständiger bei DMT, das bisherige Prozedere.
Zeigen statt beschreiben
Durch die Remote-Seilprüfungen wird der Planungsaufwand auf ein Minimum zusammengeschrumpft. Prüferinnen und Prüfer von Partnerunternehmen vor Ort werden vorab im Umgang mit den Geräten geschult. Diese kommunizieren während der eigentlichen Prüfung dann mit den DMT-Fachleuten in Deutschland mittels einer AR-Brille und einer Plattform, auf der die Daten zur weiteren Verarbeitung zwischengespeichert werden. Die AR-Brille überträgt die Bilder der Prüfarbeiten nach Essen und ermöglicht es dem DMT-Team, den Prüfenden vor Ort Handgriffe oder Informationen anhand visueller Darstellungen zu erklären. „Gerade bei internationalen Aufträgen ist das eine große Erleichterung für die Verständigung. Etwas visuell zu zeigen ist gerade bei komplexen Prüfgegebenheiten immer eindeutiger, als es mit Worten zu beschreiben“, sagt Dominik Bartsch. In Sachen Sicherheitsstandard bleibt die fernunterstützte Prüfung also nicht hinter herkömmlichen Methoden zurück. „Sollten die Messdaten ergeben, dass weitere Prüfungen vonnöten sind, schicken wir unsere Expertinnen und Experten selbst zum Einsatzort“, ergänzt Bartsch.
Technik um den Globus schicken
Statt Mitarbeitenden reisen künftig also nur noch Equipment und die AR-Brille um den Globus. Der Rest erfolgt online unter höchsten Datenschutzbestimmungen. „AR ist in vielen Fällen eine wirkliche Arbeitserleichterung. Zum Beispiel bei Erst- oder Wiederholungsbegehungen von Baustellen in Bau- und Rückbauprojekten, bei Laborversuchen, zur Ermittlung von Brandursachen oder bei einer Erstbegehung und Inaugenscheinnahme nach einem akuten Brandfall und bei der Spezialbrandbekämpfung“, erläutert Margareta Spajic, Projektleiterin im Bereich Digital Business Development & Technologies von DMT. „Wir profitieren davon, dass die AR-Brille hochauflösende Bilder überträgt und die Daten schnell und unkompliziert zur Verfügung stehen. Ich kann sie mir auch über ein Smartphone ansehen“, so die Expertin für Remote Inspection.
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