02. Juli 2020
Erdöl, Kohle, Kupfer, Eisen und Aluminium – keine anderen Rohstoffe werden auf der Erde in so rauen Mengen gefördert, verarbeitet und verwendet. Mit unseren digitalen Endgeräten und alternativen Antrieben rücken aber auch andere Ressourcen verstärkt in den Fokus des weltweiten Interesses. Wir haben die fünf wichtigsten Tech-Rohstoffe unter die Lupe genommen.
Lithium
Wo es drinsteckt
Bis in die 1990er-Jahre fand das leichteste Metall der Erde vor allem in Metalllegierungen der Keramikindustrie, aber auch in Antidepressiva Verwendung. Mit der Erfindung des Lithium-Ionen-Akkus wurde das reaktive Alkalimetall unverzichtbar: Die leichten, langlebigen und leistungsfähigen Batterien machten Handys, Laptops und Akkubohrer erst tragbar und das Elektroauto alltagstauglich. Auf dem Herd sorgt Lithium dafür, dass Cerankochfelder auch bei großer Hitze nicht reißen.
© shutterstockLithium
Wo man es finden kann
Die Förderung von Lithium hat sich seit 1999 versechsfacht – und der Preis fast verzehnfacht. Der Löwenanteil mit fast 50 Prozent wird aktuell in Australien produziert. Lithium findet sich aber an vielen Orten der Erde – in Deutschland etwa im Erzgebirge –, oft allerdings nur in geringer Konzentration. In Europa verfügt Portugal über die größten Reserven, also über Vorkommen, die schon heute wirtschaftlich gefördert werden können. In Mitteleuropa will Österreich ebenfalls in den Lithiumabbau einsteigen.
Insgesamt werden die weltweiten Reserven auf 14 Millionen Tonnen beziffert. Die größten bekannten und erschließbaren Lagerstätten befinden sich im sogenannten „Lithium-Dreieck“ zwischen Bolivien, Argentinien und Chile. Anders als etwa in Australien oder Portugal wird das Lithium dort nicht im Tagebau aus Spodumerzen gewonnen. Tief unter der trockenen Oberfläche der dortigen Salzseen lagern Wasserschichten mit enorm hoher Salzkonzentration. Diese Solen werden an die Oberfläche gepumpt, wo sie in großen Becken verdunsten. Anschließend wird das enthaltene Lithiumkarbonat mit chemischen Methoden von den anderen Mineralien getrennt.
Seltene Erden
Wo sie drinstecken
Smartphones, Laptops, Elektromotoren, Flachbildschirme, Windräder oder LED-Lampen – ohne Seltene Erden würden sie allesamt nicht funktionieren. Diese Metalle werden dabei in nur geringer Dosis eingesetzt – geben aber durch ihre besonderen bzw. „seltenen“ Eigenschaften etwa anderen Metallen den besonderen Dreh. Wird Neodym mit Bor und Eisen verschmolzen, entstehen Supermagnete. Die bringen Festplatten, Elektromotoren und die Generatoren von Windkraftturbinen in Schwung, sorgen im Lautsprecher für bessere Bässe und erregen im Vibrationsalarm des Handys unsere Aufmerksamkeit. Flachbildschirme verdanken ihre brillanten Farben Praseodym, Cerium, Europium, Gadolinium, Yttrium und Terbium.
© shutterstockYttrium
Wo man sie finden kann
17 Metalle werden zu den Seltenen Erden gezählt. Zumeist kommen sie gemeinsam vor – und das fast überall auf der Erdkruste. Ihre vermeintliche Seltenheit verdanken sie einer irreführenden Abkürzung ihres vollen Namens: Die ersten „Metalle der Seltenen Erden“ wurden Ende des 18. Jahrhunderts in Schweden entdeckt. Sie kamen in seltenen Mineralien vor und wurden in Form ihrer Oxide – Sauerstoffverbindungen, die früher auch „Erden“ genannt wurden – isoliert. Auch in Deutschland sind Seltene Erden zu finden, beispielsweise im sächsischen Storkwitz. Doch die Vorkommen sind zu gering, als dass der Abbau sich lohnen würde.
2018 wurden 71 Prozent der Seltenen Erden in China produziert, Australien und die USA folgten mit 12 und 9 Prozent auf den weiteren Plätzen. Dabei lagern im „Reich der Mitte“ nur 37 Prozent der weltweiten Reserven, jeweils 18 Prozent finden sich in Brasilien und im kleinen Vietnam, dann folgen Russland (10 Prozent), Indien (6 Prozent) und Australien (3 Prozent). Wegen ihrer wirtschaftlichen Bedeutung und weil sie in nur wenigen Ländern außerhalb Europas produziert werden, hat die Europäische Union die Seltenen Erden 2011 in die Liste kritischer Rohstoffe aufgenommen.
Kobalt
Wo es drinsteckt
Menschheitsgeschichtlich machte Kobalt zunächst vor allem optisch Eindruck: als Glasur für Keramik in Syrien, im Iran und in China oder als Färbemittel für das tiefblaue Kobaltglas der alten Ägypter. Heute ist Kobalt eine wichtige Zutat für sogenannte Superlegierungen und zum Härten von Stahl, der etwa für stark beanspruchte Bauteile von Verbrennungsmotoren verwendet wird. Strategisch bedeutsam ist Kobalt vor allem als Kathodenmaterial im Lithium-Ionen-Akku. Die wachsende Nachfrage ließ Produktion und Preis in die Höhe schnellen. Zwischen 2016 und 2018 vervierfachte sich der Kobaltpreis, und die globale Förderung wuchs um fast die Hälfte.
© shutterstockKobalt
Wo man es finden kann
Das spröde Schwermetall wird fast ausschließlich als Nebenprodukt der Nickel- und Kupferproduktion gefördert. Der global größte Kobaltproduzent ist die Demokratische Republik Kongo. 104.000 Tonnen kamen 2019 aus dem politisch instabilen Land – bei einer Weltproduktion von 140.000 Tonnen. Das Land verfügt über rund 50 Prozent der weltweiten Kobaltreserven von insgesamt 6,9 Millionen Tonnen und wird nach Einschätzung der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe daher auch künftig der weltgrößte Produzent von Kobalt bleiben. Weit hinter dem Kongo folgen aktuell Russland, Australien, die Philippinen und Kuba.
Platin
Wo es drinsteckt
Platin ist der Spätzünder unter den Edelmetallen. Bis ins 17. Jahrhundert galt es als unbrauchbar und wertlos. Da es, wie Gold, im Feuer nicht anläuft, wurde es oft zur Goldfälschung verwendet – die spanische Regierung versuchte das Problem durch ein Exportverbot für Platin einzudämmen. Mit einem Schmelzpunkt von 1.772 Grad Celsius entzog sich Platin zunächst allen Verflüssigungsversuchen. 1783 entwickelte der französische Chemiker Louis Bernard Guyton de Morveau dann ein einfaches Verfahren, um Platin industriell zu gewinnen.
© shutterstockPlatin
Heute wird das grauweiße Edelmetall als Schmuck oder als Wertanlage verwendet. Das dehnbare und korrosionsbeständige Platin steckt aber auch in Laborgeräten, Herzschrittmachern und anderen medizinischen Implantaten. In Fahrzeugkatalysatoren wird es verwendet, um giftiges Kohlenmonoxid in Kohlendioxid umzuwandeln. In Europa kam 2018 die mit Abstand größte Nachfrage nach dem Edelmetall aus der Automobilindustrie, die nach Angaben der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe rund 45,7 Tonnen des Edelmetalls benötigte – 7,5 Tonnen weniger als im Jahr zuvor. Grund ist die sinkende Nachfrage nach Dieselfahrzeugen, in deren Katalysatoren Platin bevorzugt verwendet wird. Auf der Straße dürfte das Edelmetall dennoch auch künftig eine große Rolle spielen. Denn Platin kann seine katalytischen Qualitäten auch in der Brennstoffzelle ausspielen. Aktuell werden rund 30 Gramm Platin pro Brennstoffzelle benötigt, ein Grund für den hohen Preis von Wasserstoffautos. Langfristig soll der Anteil auf fünf Gramm gesenkt werden, um die Brennstoffzellen-Fahrzeuge erschwinglicher zu machen.
Wo man es finden kann
2017 wurden weltweit 199 Tonnen Platin gefördert, davon 143 Tonnen in Südafrika, 22 Tonnen in Russland und 14 Tonnen in Simbabwe. Das United States Geological Survey (USGS) schätzt die förderfähigen Reserven der Platinmetalle, zu denen auch Palladium, Iridium, Osmium, Rhodium und Ruthenium zählen, auf weltweit 69.000 Tonnen, wovon 63.000 Tonnen allein in Südafrika liegen.
Gold
Wo es drinsteckt
Sattgelb, selten, gut zu schmelzen, bequem zu bearbeiten und glänzend ohne Ende: Gold gilt seit Anbeginn der Menschheitsgeschichte als Edelmetall Nummer eins. Über Jahrtausende wurde es vor allem als Schmuck, Zahlungsmittel, Wertanlage und Währungsreserve verwendet. Weil Gold Infrarotlicht sehr gut reflektiert, kommt es heute auch als wärmereflektierende Beschichtung auf Gläsern, Laserspiegeln und den Hitzeschutzvisieren von Feuerwehrleuten und Stahlgießern zum Einsatz. Seine hohe elektrische Leitfähigkeit, seine große Dehnbarkeit und Korrosionsbeständigkeit hat in den vergangenen Jahrzehnten auch die Elektronikindustrie für sich entdeckt.
© iStockGold
Gold glänzt auf den High-End-Steckern von Hi-Fi- oder HDMI-Kabeln, als Kontakt auf Leiterplatten und verbindet, als haarfeine Bonddrähte, Chips mit den Anschlüssen integrierter Schaltkreise der Mikroelektronik. Das Gold steckt dabei vor allem in den Hauptprozessoren von PCs, Laptops und Handys. In einem PC-Speicherchip finden sich durchschnittlich 2/10 Gramm Gold. Allein in deutschen Schubladen lagen 2017 nach Expertenschätzungen 120 Millionen ungenutzte Handys, die 2,9 Tonnen des Edelmetalls enthielten.
Wo man es finden kann
Von den 3.300 Tonnen Gold, die 2018 gefördert wurden, stammen etwa 43 Prozent aus China, Australien, Russland, den USA und aus Kanada. Die tiefsten Goldbergwerke der Welt liegen in Südafrika. In der Mponeng-Mine bei Johannesburg wird das Edelmetall fast 4.000 Meter unter der Erdoberfläche abgebaut. Rund hundert Jahre war Südafrika die größte Goldmine des Globus. 1970 wurde dort die Rekordmenge von 1.000 Tonnen gefördert, heute ist die Goldproduktion am Kap der Guten Hoffnung um 89 Prozent eingeschrumpft. Die weltweiten Goldreserven belaufen sich auf 50.000 Tonnen. Davon liegen 10.000 Tonnen in Australien, 5.300 in Russland, 3.200 in Südafrika, 3.000 in den USA und 2.600 in Indonesien. Die rumänischen Golderzvorkommen gelten als die größten Europas, sind international aber eher unbedeutend.
Herkunftsnachweis für sämtliche Rohstoffe
Um zu wissen, ob ein Rohstoff ökologisch, ethisch und nachhaltig produziert, verarbeitet und gehandelt wurde, muss man seine Herkunft kennen. Aber Handelsketten sind lang und gehen um den gesamten Globus. Die TÜV-NORD-Tochter DMT entwickelt daher gemeinsam mit TÜV NORD CERT und mehreren Universitäten und Forschungszentren ein ganzheitliches und transparentes Zertifizierungssystem, das den gesamten Weg von der Förderung bis zum fertigen Produkt in den Blick nimmt.
„CERA“, so der Name, garantiert die sichere Rückverfolgung von Rohstoffen, zum Beispiel durch „Fingerprinting“ – die Erkennung von Materialien anhand der Verteilung ihrer Spurenelemente. Um Handel und Transportwege verlässlich und lückenlos zu verfolgen setzen die Experten dabei auch auf die Blockchain-Technologie. Ihr Ziel ist ein universell akzeptiertes internationales Zertifizierungssystem für alle bergbaulich gewonnenen Rohstoffe.
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