E-Learning-Formate in der Weiterbildung – Möglichkeiten und Chancen

E-Learning-Formate in der Weiterbildung – Möglichkeiten und Chancen

Beitrag vom 03.03.2021

Zur Themenwelt Personalentwicklung

Was können E-Learning-Formate in der Weiterbildung?

Bereits in den Jahren vor 2020 beobachtete der MMB-Branchenmonitor ein starkes Wachstum von E-Learning-Anbietern. Die Coronakrise hat diesen Trend gewaltig beschleunigt. Kein Wunder, schließlich ist Präsenzunterricht in Zeiten von Abstandsgebot und Lockdown bestenfalls eingeschränkt möglich. Da bleibt in der beruflichen Weiterbildung oft nichts anderes übrig, als auf digitale Alternativen auszuweichen.

Allerdings stellt sich die Frage, wie die Entwicklung weitergeht, wenn sich die Lage an der Virusfront entspannt. Kommen dann Seminare in traditioneller Form zurück oder setzt sich der Siegeszug der E-Learning-Formate ungebremst fort? Wir haben uns mit dem langjährigen Trainer und Berater Thomas Lehner von der VIA Consulting Group unterhalten, worin die Vor- und Nachteile von E-Learning-Formaten liegen und welches Potenzial sie langfristig für Weiterbildung entwickeln können.
 

Vom Webinar zum Blended Learning – wichtige E-Learning-Formate

E-Learning-Formate gibt es heute fast so viele wie den berühmten Sand am Meer. Die Vielfalt reicht vom Webinar über Interactive Whiteboards bis hin zum Virtual Classroom, dem Lernen mit Podcasts oder firmeneigenen Wikis.

Eine besondere Bedeutung in der beruflichen Weiterbildung hat das sogenannte Blended Learning. Dabei handelt es sich um einen Mix aus E-Learning-Elementen und Präsenzunterricht, der die Vorteile verschiedener Formate vereint.

Blended Learning kann verschiedene Formen annehmen:

  • Zum Beispiel besteht die Möglichkeit, theoretische Inhalte vorab online zur Verfügung zu stellen. So können sich Dozentinnen und Dozenten sowie Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Präsenzseminar auf die Praxis konzentrieren.
  • Auf ähnliche Art kann die Einführung ins Thema digital über Texte oder Videos erfolgen, eventuell unter Einbindung von Übungen. Software-Tools eröffnen hier viele Möglichkeiten, einzelne Elemente zu kombinieren. Im Anschluss folgen Präsenzphasen zur Vertiefung des Gelernten.
  • E-Learning lässt sich aber auch im Nachgang einsetzen, zum Beispiel, um mithilfe von Videos Vorgänge zu veranschaulichen, Lernzielkontrollen durchzuführen und Unklarheiten auszuräumen.

Neben solchen Mischformen haben digitale Formate, mit denen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eigenverantwortlich lernen, stark an Bedeutung gewonnen. Lernvideos spielen dabei eine zentrale Rolle – umso mehr, als vor allem junge Menschen es zunehmend gewöhnt sind, sich Wissen über Videos anzueignen.

Auch für das Wissensmanagement bringen E-Learning-Formate ein großes Potenzial mit sich. Thomas Lehner erwähnt in diesem Zusammenhang ein Unternehmen, in dem erfahrene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihr Wissen in Videos „konservieren“ und weitergeben. Während diese Methode noch Seltenheitswert hat, sind Wikis weit verbreitet. Allerdings erfüllen sie nur ihren Zweck, wenn Unternehmen das darin verfügbare Wissen aktuell halten und Überflüssiges oder Überholtes regelmäßig entfernen.

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Vor- und Nachteile von E-Learning-Formaten

Kein Zweifel, digitale Weiterbildung hat Vorteile, sowohl für Weiterbildende als auch für Weiterzubildende:

  • Kostenersparnisse: Für die Zeit während der Coronakrise stellt Thomas Lehner fest: „Viele Unternehmen sind auf den Geschmack gekommen in Hinsicht auf E-Learning, weil sie Reisekosten sparen“.

  • Hohe Flexibilität: Unterschiedliche Lerntypen und -geschwindigkeiten lassen sich mit E-Learning-Formaten gut bedienen. Schließlich kann dabei jeder selbst entscheiden, wie oft und zu welchem Zeitpunkt er zum Beispiel ein Video ansieht. Das kommt auch Menschen entgegen, die für für ein Präsenzseminar zu festen Terminen keine Zeit haben.

  • Nachverfolgbarkeit: Über E-Learning-Formate lässt sich leicht nachvollziehen, wer ein Video angesehen hat und bei wem das Wissen schon angekommen ist. Das ist besonders wichtig bei Pflichtfortbildungen, zum Beispiel im Arbeitssicherheitsbereich.

Trotz dieser Vorteile geht Thomas Lehner davon aus, dass zumindest in absehbarer Zukunft eine Mischung aus Präsenzunterricht und E-Learning den Ton angeben wird. Schließlich hat digitale Weiterbildung nicht nur Vorteile. „Wenn es um reine Wissensvermittlung geht, ist es fast egal, ob man vor Ort ist. Anders sieht es aus, wenn der Erfahrungsaustausch im Mittelpunkt steht oder wenn eine Vertrauensbasis zwischen den am Lernprozess Beteiligten wichtig für den Lernerfolg ist.“

Zwar funktioniere es über Videokonferenzen überraschend gut, einen sozialen Kontakt herzustellen. Dennoch sei dies nicht vergleichbar mit dem Austausch und dem Kennenlernen im „echten Leben“. Auch die Anforderungen an Führungskräftetrainings lassen sich nicht einfach so auf digitalem Weg erfüllen.
 

Tipps für den Einsatz von E-Learning zur Weiterbildung

Unternehmen, die E-Learning zur Weiterbildung und für das Wissensmanagement einsetzen wollen, sollten laut Thomas Lehner vor allem folgende Punkte beachten:

  • Maßgeschneiderte Formate verwenden: „Ich würde mir gut überlegen, um welche Zielgruppe es geht und wie viel Erfahrung schon da ist mit solchen Medien“, so Thomas Lehner. Dabei spiele auch das Alter eine Rolle. Für ältere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sei der Umgang mit modernen Medien oft weniger selbstverständlich als für ihre jüngeren Kollegen.
  • Nicht zu viele Tools einsetzen: Prinzipiell sei es ratsam, Tools zu verwenden die in Unternehmen bereits vorhanden seien. Sonst entstünden so viele Kanäle, dass der Überblick verloren gehe.
  • Attraktive Tools auswählen: Schließlich sei für Motivation und Lernerfolg entscheidend, was ein Tool könne und wie attraktiv das Lernen damit sei. Deshalb rät Thomas Lehner dazu, mehr Geld in gute Lernsoftware zu investieren.

E-Learning ist gekommen, um zu bleiben

Wahrscheinlich wird mit einer besseren Bewältigung der Corona-Pandemie der Präsenzunterricht zurückkehren. Trotzdem rät Thomas Lehner jedem Unternehmen, sich mit E-Learning-Formaten auseinanderzusetzen. Denn für die junge Generation seien digitale Medien zunehmend eine Selbstverständlichkeit. Gleichzeitig schwinde bei ihr zumindest teilweise das Bedürfnis, sich im Rahmen eines Seminars vor Ort  mit anderen auszutauschen.

Das heißt nicht, dass Präsenzunterricht mit seinen Stärken in absehbarer Zukunft verschwindet. Aber die Bedeutung von E-Learning in der Weiterbildung wird weiter wachsen – auch nach Corona. Je früher sich Unternehmen damit befassen, desto eher profitieren sie von den Vorteilen dieser Entwicklung.
 

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