Die Zukunft der Weiterbildung – so bleiben Unternehmen wettbewerbsfähig
Vor mehr als einem halben Jahrhundert stellte John F. Kennedy fest: „Es gibt nur eins, was auf Dauer teurer ist als Bildung: keine Bildung.“
Heute könnte man das Wort „Bildung“ durch „Weiterbildung“ ersetzen. Denn unsere Arbeitswelt ist von einer immer schnelleren Entwicklung neuer Technologien, Fachkräftemangel und globalen Herausforderungen wie dem Klimawandel geprägt. Darum ist Stillstand keine Option mehr. Den meisten Arbeitgebern in Deutschland ist diese Tatsache bewusst. So gaben in der TÜV Weiterbildungsstudie 2024 93 Prozent aller Unternehmen an, dass Ihnen die Weiterbildung von Mitarbeitenden sehr wichtig oder wichtig sei. Allerdings hat nur ein Drittel eine Weiterbildungsstrategie. Eine repräsentative Umfrage des Marktforschungsinstituts Bilendi wiederum zeigt auf, dass Budgets für Weiterbildungen in vielen Firmen versickern, weil Mitarbeiter:innen nicht von ihnen erfahren.
Dieser Beitrag beschäftigt sich mit den folgenden Fragen:
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Warum ist Weiterbildung im Zeitalter der Digitalisierung entscheidend für die Zukunftsfähigkeit von Unternehmen?
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Welche Schwerpunkte sollten Weiterbildungsangebote setzen, damit sie den Bedürfnissen des Arbeitsmarktes und den Erwartungen von Arbeitnehmenden gerecht werden?
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Wie lässt sich die Weiterbildung der Zukunft erfolgreich in Unternehmen integrieren?
Warum Weiterbildung heute noch wichtiger ist als früher
Früher galten Weiterbildungsangebote in vielen Unternehmen als Kür. Heute sind sie Pflicht, um wettbewerbsfähig zu bleiben.
Das hat mehrere Gründe:
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Hohe Veränderungsgeschwindigkeit
Der Durchbruch künstlicher Intelligenz ist ein Beispiel dafür, wie neue Technologien Arbeitsprozesse in kurzer Zeit grundlegend verändern. Arbeitnehmende und Unternehmen müssen mit diesen Veränderungen Schritt halten, um die Erwartungen von Kund:innen zu erfüllen und nicht von der Konkurrenz abgehängt zu werden.
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Globalisierung
In einer globalisierten Arbeitswelt stehen deutsche Betriebe im Wettbewerb mit innovativen und motivierten Unternehmen rund um den Globus. Regelmäßige Weiterbildung verhindert, dass sie abgehängt werden.
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Fachkräftemangel
Studien bekräftigen: Fachkräfte bevorzugen Arbeitgeber, die ihnen die Möglichkeit geben, sich weiterzuentwickeln. Schließlich ist es auch für sie entscheidend, ihre Kenntnisse auf dem neuesten Stand zu halten. Außerdem trägt Weiterbildung dazu bei, dass wertvolles Wissen Unternehmen bereichert und dortbleibt, wenn Wissensträger altersbedingt ausscheiden.
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Gesellschaftliche Herausforderungen
Die Bekämpfung des Klimawandels und die Energiewende erfordern tiefgreifende Veränderungen wirtschaftlicher Prozesse. Diese Veränderungen lassen sich nur mit dem erforderlichen Wissen erfolgreich gestalten. Es hilft auch dabei, mit Ängsten vor Transformationsprozessen umzugehen.
Es gibt also viele gute Gründe, warum sich die Frage „Weiterbildung oder nicht?“ gar nicht mehr stellt. Stattdessen rückt das „Wie“ in den Fokus. Denn mit der Arbeitswelt ändern sich Anforderungen an Weiterbildungsangebote. Menschen lernen heute anders als früher. Außerdem gewinnen andere Inhalte an Bedeutung, weil andere Fähigkeiten in den Fokus rücken.
"Die Zukunft der Weiterbildung liegt nicht nur in der Anwendung von neuen Technologien, sondern auch darin, eine Kultur des lebenslangen Lernens zu schaffen, in der Mitarbeitende ermutigt werden, neugierig zu bleiben, sich ständig weiterzuentwicklen und gemeinsam Innovation voranzutreiben."
Alina Hensel, zertifizierte Future Managerin
Diese Merkmale prägen die Weiterbildung der Zukunft
Im Zuge der Digitalisierung gewinnen Weiterbildungsformate wie Webinare, Online-Lernplattformen oder Video-Datenbanken an Bedeutung. Sie haben den Vorteil, dass Lernen unabhängig von Ort und Zeit erfolgen kann. Lernende sind flexibel und Unternehmen sparen Kosten für die Anreise zu Seminaren, die Unterkunft und teilweise sogar Dozent:innen. Außerdem kommt selbstständiges „Häppchenlernen“ den Gewohnheiten vieler Menschen entgegen, die mit YouTube aufgewachsen sind.
Allerdings gehen Expert:innen nicht davon aus, dass Weiterbildung in Zukunft rein digital erfolgt. Denn zum einen brauchen manche Menschen den Austausch mit anderen. Zum anderen entsteht Handlungswissen vor allem durch Üben in der Praxis. Deshalb liegt eine individuelle Mischung aus Online- und Präsenzlernen (Blended Learning) im Trend. Davon versprechen sich auch die Teilnehmer:innen der TÜV-Weiterbildungsstudie den größten Effekt.
Aufgrund der hohen Veränderungsgeschwindigkeit der modernen Arbeitswelt ist „lebenslanges Lernen“ wichtiger denn je. Für Arbeitnehmende bedeutet das, sich regelmäßig neue Fähigkeiten anzueignen. Unternehmen wiederum sorgen mit konstanten, relevanten Weiterbildungsangeboten dafür, dass die Fähigkeiten von Mitarbeitenden auf dem neuesten Stand bleiben.
Weiterbildung ist oft besonders effektiv, wenn sie mit unterhaltenden und spielerischen Elementen kombiniert wird. Viele Firmen setzen deshalb verstärkt auf Edutainment und verwenden interaktive Lernformen. Hier eröffnen digitale Tools neue Möglichkeiten für die Zukunft des Lernens. Sie sind aber kein Muss. Edutainment funktioniert auch analog, zum Beispiel über Rollenspiele.
Eng verknüpft mit neuen Weiterbildungsformaten ist der Einsatz hoch entwickelter Technik. Das beginnt bei der Verwendung von Smartphones und Tablets, geht aber weit darüber hinaus.
VR (Virtual Reality) und AR (Augmented Reality) ermöglichen es, Handlungen in virtuellen Umgebungen zu trainieren, ohne einen Ort zu verlassen. Lernende können Montageprozesse mit Digital Twins üben, anhand virtueller Avatare ihre Kommunikationsfähigkeiten verbessern oder in sicherer Umgebung das richtige Verhalten in Gefahrensituationen trainieren. Der Lerneffekt solcher Simulationen ist hoch und der Aufwand langfristig geringer als der bei realen Trainings.
Das Future Skills Framework, das der Stifterverband und McKinsey & Company 2021 veröffentlicht haben, unterscheidet 4 Kategorien von Kompetenzen, die für das Berufsleben in den kommenden Jahren besonders wichtig sind:
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Technologische Kompetenzen
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Digitale Schlüsselkompetenzen
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Klassische Kompetenzen
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Transformative Kompetenzen
Weitgehend einig sind sich Expert:innen darüber, dass ein souveräner Umgang mit digitalen Technologien eine zentrale Rolle auf dem Arbeitsmarkt von morgen spielt. Zudem gewinnen Green Skills an Bedeutung. Die United Nations Industrial Development Organisation (UNIDO) definiert diese als „Wissen, Fähigkeiten, Werte und Einstellungen, die erforderlich sind, um in einer nachhaltigen und ressourceneffizienten Gesellschaft zu leben, sie zu entwickeln und zu unterstützen“.
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Handlungstipps für Unternehmen
Der Rahmen, in dem betriebliche Weiterbildung stattfindet, unterscheidet sich je nach Unternehmen. Das beginnt bereits beim Budget, das zur Verfügung steht.
Dennoch gibt es einige allgemeingültige Tipps für erfolgreiche Weiterbildung.
- Weiterbildungsstrategie erstellen und implementieren
Welche Ziele wollen wir als Unternehmen durch Weiterbildung erreichen und wie lassen sich diese messen? Welche Weiterbildungsformate möchten wir einsetzen und welche Kompetenzen sind für uns entscheidend?
Die Antworten auf diese Fragen legen das Fundament für eine Weiterbildungsstrategie. Diese wiederum sorgt dafür, dass Geld sinnvoll eingesetzt wird und Teilnehmende Fähigkeiten erlernen, die sie und das Unternehmen voranbringen. Langfristig profitieren Unternehmen am meisten, wenn sie eine Weiterbildungskultur etablieren.
- Flexibles Lernen ermöglichen
Seminare und Workshops in Präsenz werden weiterhin relevant sein. Aber gerade jüngere Arbeitnehmer:innen schätzen es, selbstständig und flexibel zu lernen. Digitale Lernkonzepte, Online-Lernplattformen oder Videodatenbanken geben ihnen die Möglichkeit dazu.
- Moderne Technik integrieren
Ob Videos, KI-Tools oder VR-Brillen, moderne Technik kann Weiterbildung effizienter machen. Voraussetzung ist, dass sie gezielt eingesetzt wird.
- Individuelle Angebote machen
Manche Menschen lernen am liebsten in der Gruppe und mit interaktiven Spielen, andere bevorzugen es, sich alleine zu Hause weiterzubilden. Wenn Unternehmen auf diese unterschiedlichen Bedürfnisse eingehen, nehmen sie alle Mitarbeitenden mit.
- ROE messen
Schließlich empfehlen wir, ein systematisches Bildungscontrolling zu betreiben und den Return on Education zu messen. Mithilfe von harten und weichen Kennzahlen erkennen Verantwortliche, welche Maßnahmen den gewünschten Erfolg bringen und wo es notwendig ist, nachzusteuern.
Tipp: Führungskräfte spielen eine wichtige Rolle für den Erfolg von Weiterbildung. Im Idealfall agieren sie als Mentor:innen, die Mitarbeitende zu zielgerichteten Weiterbildungen motivieren und Bedarfe an die HR-Abteilung kommunizieren. Gleichzeitig ist Weiterbildung ein Stück weit Eigenverantwortung. Die richtige Balance zwischen beidem zu finden, ist eine wichtige Aufgabe von Führungskräften.
Weiterbildung ist ein zentrales Erfolgskriterium
Ob großer Konzern oder kleines Unternehmen, Finanzbranche, Industrie oder Handwerksbetrieb, gezielte Weiterbildung schafft die Voraussetzungen, um mit den Anforderungen einer immer dynamischeren Arbeitswelt umzugehen. Nur wenn ihre Mitarbeitenden Schritt halten, bleiben Unternehmen wettbewerbsfähig. Und nur dann lassen sich auch Herausforderungen wie der Fachkräftemangel oder die Energiewende bewältigen.
Das bedeutet zum einen, Kompetenzen zu trainieren, die in der modernen Wirtschaft an Bedeutung gewinnen. Zum anderen zeichnet sich die Weiterbildung der Zukunft durch den gezielten Einsatz digitaler Hilfsmittel und flexible Lernangebote aus. Spaß machen darf sie ebenfalls. So ist der Lerneffekt größer, vor allem angesichts der Tatsache, dass die Aneignung von neuem Wissen heute mehr denn je eine lebenslange Aufgabe ist.
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