Photovoltaik: Vorschriften, gesetzliche Vorgaben und Normen
Photovoltaik-Anlagen liegen im Trend. Angesichts schwankender Strompreise, steigender Einspeisevergütungen und sinkender Kosten nutzen auch immer mehr Unternehmen Sonnenenergie.
Sind ausreichend geeignete Flächen vorhanden, ist das Einsparpotenzial groß. Aber bei der Installation, der Inbetriebnahme und Wartung von PV-Anlagen spielt das „Wie“ eine zentrale Rolle. Verantwortliche in Betrieben unterschätzen häufig, wie viele gesetzliche Vorgaben und Normen dabei zu beachten sind. Wer nachlässig mit diesen umgeht, riskiert hohe Folgekosten, Unfälle und sogar, dass die eigene Gebäudeversicherung kündigt. Außerdem wirken sich Fehler bei der Montage schnell auf den Stromertrag der Anlage aus.
Wir haben uns mit André Hannemann, Sachverständiger für Photovoltaikanlagen, darüber unterhalten,
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welche Normen und Gesetze bei der Errichtung und der Wartung von Photovoltaik-Anlagen entscheidend sind,
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warum die Qualifikation von Dienstleistern bei der Errichtung von PV-Anlagen eine zentrale Rolle spielt und
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warum Elektrofachleute oft nur die halbe Miete sind.
Wichtige Normen und Gesetze für PV-Anlagen im Überblick
„Normen und Gesetze können beim Bau und Betrieb von PV-Anlagen einen Stolperstein darstellen“, warnt André Hannemann. Dafür sorge schon ihre schiere Menge. Neben den VDE-Vorschriften für Photovoltaik-Anlagen und den Fachregeln des Dachdeckerhandwerks müssen Dienstleistende und Betreibende zum Beispiel die Richtlinien der Versicherer betrachten.
In elektrotechnischer Hinsicht besonders wichtig sind die folgenden Vorgaben für Photovoltaik-Anlagen:
Die DIN VDE 0100-712 ist die zentrale Norm im Bereich Photovoltaik. Sie legt erforderliche Maßnahmen bei der Planung und dem Bau von PV-Anlagen fest.
In der DIN VDE 0185-305-3 sind die Anforderungen an den Blitz- und Überspannungsschutz für PV-Stromversorgungssysteme enthalten.
Die DIN VDE 0100-443 ist maßgeblich für den Schutz von elektrischen Anlagen bei transienten Überspannungen infolge atmosphärischer Einflüsse.
Die beiden wichtigsten Richtlinien der Sachversicherer“, so Andre Hannemann, „sind die VdS-Richtlinie 3145 Photovoltaikanlagen und die 6023 Photovoltaikanlagen auf Dächern mit brennbaren Baustoffen“.
Welche Dokumente Anlagenbetreiber erhalten müssen, wenn die Anlage errichtet ist, und welche Messungen Errichter bei der Inbetriebnahme und der Instandhaltung vornehmen müssen, steht in der DIN VDE 0126-23-1 Anforderungen an Prüfung, Dokumentation und Instandhaltung.
PV-Anlagen müssen regelmäßig durch Elektrofachleute geprüft werden. Das fängt bei einer Erstprüfung vor Inbetriebnahme an. Wie diese abzulaufen hat, regelt die DIN VDE 0100-600.
Um wiederkehrende Prüfungen rechtssicher durchzuführen, ist es wichtig, sich an diesen beiden Normen und ihren Anforderungen sowie Empfehlungen für die Wartung von PV-Systemen einschließlich wiederkehrender Inspektionen, sicherheits- und leistungsbezogener vorbeugender Wartung, fehlerbehebender Wartung und Fehlersuche zu orientieren.
Zusätzlich spielen die jeweilige Landesbauordnung und, je nach Gebäude, ergänzende Vorgaben wie die Industriebaurichtlinie oder die Sonderbaurichtlinie eine Rolle.
Um eine Photovoltaik-Anlage ordnungsgemäß zu errichten und zu betreiben, ist also umfangreiches Fachwissen erforderlich. Dieses Fachwissen bringt nicht jeder Dienstleister in der Solarbranche mit. Außerdem sind zumindest für die Installation einer neuen Anlage branchenübergreifende Kenntnisse erforderlich.
Die Mischung macht's: Warum qualifizierte Elektrofachleute nicht ausreichen
„Leider“, so Hannemann, „gibt es keinen Ausbildungsberuf für den Aufbau und den Anschluss von Photovoltaikanlagen.“ Deshalb rät der Experte Unternehmen, für die Errichtung von Photovoltaik-Dachanlagen mit zwei Gewerken zusammenzuarbeiten: Elektrofachleuten und Dachdecker:innen.
Denn die Beschaffenheit des Daches sei mitentscheidend dafür, ob und wie eine PV-Anlage darauf errichtet werden kann. „Ein Problem ist, dass beide Gewerke PV-Anlagen verkaufen wollen, aber jeweils nur 50 Prozent gut umsetzen können. Elektriker:innen kennen sich mit den elektrischen Anschlüssen aus und Dachdecker:innen mit den Anforderungen an Dächer.“
Manchmal sei es sogar sinnvoll, zusätzlich Statiker:innen oder Brandschutzsachverständige hinzuzuziehen. Schließlich sei nicht jedes ältere Gebäude rüstig genug für eine Photovoltaik-Anlage: „Ein einzelnes PV-Modul wiegt je nach Größe zwischen 25 und 30 Kilogramm.“ Eine maßgebliche Orientierungsgröße für Statiker:innen ist die DIN EN 1991-1 – Eurocode 1 Einwirkung auf Tragwerke.
Am Ende empfiehlt André Hannemann größeren Unternehmen, PV-Anlagen von einem unabhängigen Sachverständigen abnehmen zu lassen. Die Kosten dafür betragen je nach Anlagengröße etwa 0,5 bis 1 Prozent der Gesamtkosten für die Errichtung der Anlage. Und sie zahlen sich aus. Denn häufig offenbaren sich bei einer solchen Abnahme Fehler, die – bleiben sie unentdeckt – Auftraggeber:innen später teuer zu stehen kommen.
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Häufige Fehler bei der Errichtung von Photovoltaik-Anlagen
„Immer wieder“, berichtet André Hannemann, „dimensionieren Installateur:innen Bauteile wie Kabel, Wechselrichter, Trafostationen und Elektroverteilungen zu klein, um Geld zu sparen. Betreibende können dabei viel Geld verlieren, weil sich der Stromertrag verringert.“
Außerdem sei die Dokumentation, die Betreiber nach der Installation der Anlage erhalten, in den allermeisten Fällen unvollständig. „Nur bei einer von zehn Anlagen entspricht die Dokumentation den Anforderungen der VD 0126-23-1.“ Die Konsequenz: Wenn die Firma, die die Anlage errichtet hat, aufhört zu existieren, fehlen wichtige Daten. Zum Beispiel dazu, wie Module verschaltet sind und wo Kabel verlaufen. Muss die Anlage dann geprüft oder auch ein Modul ausgetauscht werden, bleibt nichts anderes übrig, als teure Tests durchzuführen. „Die Dokumentation ist eigentlich das Wichtigste nach der Installation der Anlage.“ Unabhängige Sachverständige können dann noch überprüfen, ob Dokumentation und Beschaffenheit der Anlage wirklich übereinstimmen. Auch das ist keine Selbstverständlichkeit.
Interdisziplinäres Fachwissen ist entscheidend
Mit leistungsstarken Solaranlagen werden Unternehmen ein Stück weit unabhängig von schwankenden Energiepreisen. Die Kosten amortisieren sich in der Regel in einem überschaubaren Zeitraum. Und die Nutzung von Strom aus erneuerbaren Energien ist ein wichtiger Beitrag im Kampf gegen den Klimawandel.
Aber damit sie wirklich langfristig von diesen Vorteilen profitieren, sollten Unternehmen darauf achten, dass bei Errichtung, Inbetriebnahme und wiederkehrenden Prüfungen alle Normen und gesetzlichen Vorgaben zu Photovoltaik-Anlagen eingehalten werden. Dafür ist es sinnvoll, sich nicht auf Elektrofachleute oder Dachdecker:innen allein zu verlassen, sondern Dienstleister zu suchen, die beides kombinieren. Eine abschließende Prüfung durch unabhängige Sachverständige stellt sicher, dass alle Arbeiten ordnungsgemäß ausgeführt wurden und die Dokumentation vollständig sowie korrekt ist. So können Unternehmen mit gutem Gefühl anfangen, Energiekosten zu sparen.
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