Zentrale Aufgaben und die Ausbildung von Kesselwärtern
Kesselwärter sorgten schon im 19. Jahrhundert für einen sicheren Betrieb von Dampfkesseln und bereits damals mussten Personen, die diesen nicht ganz ungefährlichen Job verrichten wollten, eine Ausbildung absolvieren.
Seitdem hat sich die Technik grundlegend verändert. Auch die Zeiten, in denen regelmäßig Dampfkessel explodierten, sind vorbei. Nach wie vor jedoch tragen Kesselwärter viel Verantwortung im Betrieb von Dampfkesselanlagen. Deshalb müssen sie die erforderlichen Kenntnisse für ihre Tätigkeit besitzen und diese regelmäßig auf den neuesten Stand bringen. Hier bekommen Sie einen Überblick über die Ausbildung von Kesselwärtern und ihre Aufgaben.
Was ist ein Kesselwärter? – Aufgaben und Funktion
Früher waren die Aufgaben eines Kesselwärters in der Dampfkesselverordnung (§ 26 DampfkV) festgeschrieben. Seit Anfang 2013 gibt es diese Verordnung nicht mehr.
Maßgeblich ist stattdessen die Betriebssicherheitsverordnung, die nicht mehr explizit von einem Kesselwärter spricht, sondern zum Beispiel in § 12 BetrSichV von einem „beauftragten Beschäftigten“. Diese Bezeichnung verwenden auch die Technischen Regeln für Betriebssicherheit TRBS 2141 „Gefährdungen durch Dampf und Druck“.
Gleich geblieben sind die zentralen Aufgaben von Kesselwärtern:
- Sie beaufsichtigen Dampfkesselanlagen,
- warten sie,
- melden Mängel und
- nehmen die Anlage außer Betrieb, wenn durch Mängel Personen gefährdet sind.
Damit tragen Kesselwärter entscheidend dazu bei, dass es nicht zu Unfällen und Schäden an Dampfkesselanlagen kommt. Ihre Aufgaben können sie aber nur erfüllen, wenn sie gut darauf vorbereitet sind.
Wie sieht eine Kesselwärter-Ausbildung aus?
Eine Ausbildung zum Kesselwärter in Form eines Lehrgangs ist nicht vorgeschrieben. Der Betreiber muss laut BetrSichV beauftragte Beschäftigte für ihre Tätigkeit ausreichend schulen. Wie er das tut, bleibt ihm überlassen. „Theoretisch,“ so Rainer Conze, Sachverständiger und Referent, „kann er die Schulung selbst durchführen. Das ist aber im Versicherungsfall beziehungsweise bei Unfällen schwer nachzuweisen. Deshalb ist eine Ausbildung bei einer unabhängigen Institution sinnvoll.“
Hinzu komme, dass viele Betreiber nicht die notwendigen Schulungsmöglichkeiten hätten, um Kesselwärter sachgerecht auf ihre Tätigkeit vorzubereiten. Auch deshalb sei es ratsam, für eine Kesselwärter-Ausbildung auf einen anerkannten Lehrgang zu setzen.
Wie wird man Kesselwärter? – Lehrgänge bei TÜV NORD
TÜV NORD bietet für die Ausbildung zum Kesselwärter zwei Lehrgänge an:
- Kesselwärter-Grundlehrgang: Der Basislehrgang vermittelt angehenden Kesselwärtern die theoretischen Grundlagen sowie allgemeine praktische Kenntnisse für ihren Job, angefangen bei physikalischen Grundlagen und Kesselbauarten bis hin zu wichtigen Vorschriften und technischen Regeln. Er bezieht sich auf Großwasserraumkessel und Schnelldampferzeuger mit Gas- und Ölfeuerungen.
- Aufbaulehrgang: Für Teilnehmende, die den Grundkurs erfolgreich bestanden haben und die in Kraftwerken oder in der Industrie Wasserrohrkessel oder Sonderbauarten (zum Beispiel Abhitzekessel) betreiben, ist zusätzlich ein Aufbaulehrgang erforderlich.
Diese Zweiteilung sorgt dafür, dass sich Kesselwärter gezielt mit den Themen auseinandersetzen, die sie in ihrem Bereich wirklich brauchen.
Mit einer praktischen Prüfung gehen Teilnehmende und Betreiber auf Nummer sicher
Die Lehrgänge zur Ausbildung zum Kesselwärter sind laut Rainer Conze aber nur der erste Schritt. „Eigentlich beginnt die Hauptaufgabe eines Kesselwärters erst nach bestandenem Kurs.“ Denn dann müsse sich die Person auf Basis der erworbenen Kenntnisse in ihre Kesselanlage einarbeiten.
Damit dabei alles glattgeht, bietet TÜV NORD angehenden Kesselwärtern ergänzend eine praktische Prüfung vor Ort im eigenen Betrieb an (Zeitrahmen ca. 2 Stunden). Dabei werden unter anderem die Funktion, das Handling sowie die Prüfung verschiedener wesentlicher Bauteile abgefragt. Auch Maßnahmen bei Störungen spielen eine zentrale Rolle. Verpflichtend ist diese Prüfung nicht, aber Rainer Conze hält sie für sehr sinnvoll. Schließlich zeige sie Teilnehmenden, wo sie wirklich stehen. Außerdem erhielten Betreiber dadurch die notwendige Sicherheit, dass sie sich auf ihren Kesselwärter verlassen können.
Manchmal komme es vor, dass ein Teilnehmender die Prüfung nicht besteht. Dann werde diese zu einem späteren Zeitpunkt wiederholt, wenn sich der Prüfling noch einmal in seine Anlage eingearbeitet habe.
Tipp: Unternehmen, die wollen, dass beauftragte Beschäftigte gleich an „ihren Kesseln“ ausgebildet werden, können bei TÜV NORD eine Inhouse-Schulung in Anspruch nehmen.
Brauchen Kesselwärter Fortbildungen?
Regelmäßige Fortbildungen sind eine Voraussetzung dafür, dass Kesselwärter aktuelle Sachkunde besitzen und sind deshalb gemäß
§ 12 Absatz 1 BetrSichV jährlich vorgeschrieben.
Für Rainer Conze sind dabei vor allem zwei Aspekte entscheidend:
- Updates zum aktuellen rechtlichen Status,
- Erfahrungen aus dem Anlagenbetrieb, vor allem in Zusammenhang mit Schäden und Unfällen.
Dazu kommen neue Anforderungen durch die fortschreitende Technik.
Auch hier bringen anerkannte Fortbildungen unabhängiger Bildungseinrichtungen den Vorteil mit, dass Teilnehmende eine Schulung mit Teilnahmebescheinigungen nachweisen können. Hinzu kommt die Möglichkeit des Erfahrungsaustausches mit anderen Kesselwärtern.
Zur Fortbildung von Kesselwärtern bietet TÜV NORD folgende Seminare an:
Kesselwärter ist eine verantwortungsvolle Zusatzqualifikation
In den meisten Betrieben, außer beispielsweise in Kraftwerken, ist Kesselwärter in der Regel kein Fulltime-Job. Stattdessen werden Kessel heute meist in einem Abstand von 3 Tagen beaufsichtigt. In der übrigen Zeit können Kesselwärter in ihrem Unternehmen Produktionstätigkeiten nachgehen.
Trotzdem sollte man die Aufgabe keinesfalls auf die leichte Schulter nehmen. Denn Kesselwärter tragen erheblich zu einem sicheren und wirtschaftlichen Betrieb von Dampfkesseln bei. Dieser Verantwortung können sie nur durch eine gute Ausbildung und regelmäßige Fortbildungen gerecht werden. Nur so können sich auch Betreiber sicher sein, dass ihr Kesselwärter die Anlage im Griff hat und es nicht zu Zwischenfällen kommt, die viel Geld kosten und vielleicht sogar zu Verletzungen führen.
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