Auf was Sie beim Reifenkauf achten sollten
Für den Laien sehen alle Reifen gleich aus. Wie soll man bei der großen Auswahl einen guten von einem schlechten Reifen unterscheiden?
Einen guten Überblick liefern Testberichte von Auto-Zeitschriften und Automobilclubs. Diesen Reifentests liegt in der Regel ein umfassender Kriterienkatalog zugrunde. Als weitere Orientierungshilfe dient das Reifenlabel.
TÜV NORD Mobilität - FAQ's zum Thema Reifen kurz und knapp erklärt
Was ist eine DOT-Nummer und wie liest man sie richtig?
- Die DOT-Nummer (Datum der Herstellung) steht auf der Reifenflanke
- DOT ist die Abkürzung für "Department of Transportation".
- Angabe mit vier Ziffern, z.B. 0421 bedeutet, die Reifenproduktion war in der 04. Kalenderwoche (KW 04) im Jahr 2021
Wie lange kann man Reifen fahren?
Die Reifen sollten nicht älter als acht Jahre sein. Dabei kommt es auch auf den Einsatz und auch die Lagerung der Reifen an. TÜV NORD Mobilität empfiehlt ein maximale Nutzungsdauer von sechs bis acht Jahren.
Ablesen kann man das Herstellungsdatum des Reifens anhand der DOT-Nummer.
Wie viel Profil auf den Reifen ist vorgeschrieben?
Pflicht ist eine Profiltiefe von 1,6 Millimeter. So besagt es die gesetzliche Mindestprofiltiefe. TÜV NORD empfiehlt jedoch, bereits ab 4 Millimeter den Reifen auszuwechseln, da die Reifenhaftung bei Nässe stark abnimmt.
Wie kann man die Profiltiefe des Reifens messen?
Sollten Sie kein Reifenprofilmesser zur Hand haben, können Sie sich auch ganz einfach mit einer 1-Euro-Münze behelfen. Der Rand beträgt genau drei Millimeter.
Verschwindet der Goldrand im Reifenprofil ist alles in Ordnung. Ist der Goldrand der 1-Euro-Münze noch zu sehen, sind weniger als 3 Millimeter Profil auf Ihrem Reifen vorhanden.
Gemessen wird übrigens in der Rille des Reifens, also nicht auf den kleinen Erhebungen im Reifen. Dies sind die sog. Verschleißindikatoren, auch TWI = Tread Wear Indicator genannt. Sind diese nicht mehr zu erkennen, wird es dringend Zeit für einen Reifenwechsel.
Sind Winterreifen Pflicht?
Nein, in Deutschland gibt es keine Pflicht, Winterreifen auf Ihrem Fahrzeug aufzuziehen.
Es gibt allerdings eine situative Winterreifenpflicht, d.h. herrschen winterliche Straßenverhältnisse, also Glatteis, Schnee, Eisglätte, dann darf man nur mit Winterreifen fahren.
Als Faustformel gilt von O bis O, also Ostern bis Oktober. Ostern werden die Winterreifen durch Sommerreifen getauscht und im Oktober dann von Sommerreifen auf Winterreifen.
Woran kann man einen Winterreifen erkennen?
Als Reifen für winterliche Verhältnisse an PKW und LKW und ihren Anhängern gelten nur Reifen, welche an der Reifenflanke mit dem „Alpine-Symbol“ (Bergpiktogramm mit Schneeflocke) gekennzeichnet sind.
Reifen, welche diese Anforderung erfüllen, werden nachfolgend als Winterreifen bezeichnet. In einer Übergangszeit bis zum 30.9.2024 durften vor dem Jahr 2018 produzierte Winterreifen mit der Kennzeichnung „M+S“, „M&S“, „M.S.“ ohne das „Alpine-Symbol“ bei winterlichen Verhältnissen weiter verwendet werden.
Seit Oktober 2024 sind Winter- und Ganzjahresreifen mit der Kennzeichnung „M+S“, „M&S“, „M.S.“ ohne zusätzliches „Alpine-Symbol“ bei winterlichen Verhältnissen nicht mehr zulässig.
An Motorrädern bzw. Fahrzeugen der Klasse L (Motorräder, Trikes und Quads) sind keine Winterreifen vorgeschrieben. Sollten diese dennoch verwendet werden, dann ist die M+S Kennzeichnung als Winterreifen ausreichend. Das Schneeflocke Symbol gibt es für diese Reifen nicht.
Welche Reifengröße ist die richtige für mein Auto?
Sie finden die passende Reifengröße für Ihr Fahrzeug in folgenden Dokumenten:
- Zulassungsbescheinigung Teil I unter Feld (Ziffer) 15. Weitere Reifengrößen können auch unter Feld (Ziffer) 22 vermerkt sein.
- Fahrzeugschein bei den Ziffern 20,21,22 und 23. Weitere Reifengrößen können auch unter Ziffer 33 eingetragen sein
- COC-Dokument (Certificat of Conformity) - dieses erhalten Sie beim Kauf eines neuen Fahrzeugs - unter Ziffer 32 und/oder Ziffer 50
Reifenlabel - Was ist das und was bedeutet es
Seit 2012 müssen Pkw-Reifen im Reifenhandel und somit auch beim Verkauf mit einem Label gekennzeichnet sein. Die Typengenehmigung für Reifen nach ECE R 117 beruht auf drei Säulen und legt
- Rollgeräuschemission
- Haftung auf nassen Oberflächen und
- Rollwiderstand (Kraftstoff- bzw. Energieeffizienz)
fest.
Für diese drei Kriterien gibt es ein ähnliches Bewertungssystem wie bei Elektrogeräten und deren Energieeffizienzklasse.
Das Reifenlabel soll Käuferinnen und Käufern ermöglichen, verschiedene Reifenmodelle bezüglich der drei aufgeführten Kriterien zu vergleichen.
Durch eine neue EU-Verordnung, die für Pkw-, Lkw- oder Busreifen gilt, die nach dem 1. Mai 2021 auf den Markt gekommen sind, gibt es ein neues Standardetikett, dass bei Winter- und Ganzjahresreifen zusätzlich noch Informationen
- zum Schneegrip und
- zur Eisgriffigkeit (insbesondere für Skandinavien)
enthält. Über einen QR-Code auf dem Reifenlabel lassen sich u.a. individuelle Reifendaten herunterladen.
Für Reifen, die vor dem 1. Mai 2021 in Verkehr gebracht wurden, gilt nach wie vor das „alte“ Reifenlabel.
Was die Angaben auf dem Reifenlabel im Detail bedeuten und wie sich die Reifen in den drei Kriterien unterscheiden, erfahren Sie in diesem Flyer des BRV Bundesverband Reifenhandel und Vulkaniseur-Handwerk e. V.
1 = QR-Code (Link zur Produktdatenbank)
2 = Handelsname/Lieferant
3 = Typenkennung des Reifen
4 = Reifengröße, Lastindex, Geschwindigkeitsindex, Reifenklasse
5 = Piktogramm Schneegriffigkeit
6 = Piktogramm Eisgriffigkeit
Kraftstoffeffizienz = Rollwiderstand
Der Kraftstoffverbrauch hängt vom Rollwiderstand ab. Somit von
- Reifen
- Fahrzeug
- Bedingungen
- Fahrverhalten
Die Einteilung des Rollwiderstand der Reifen erfolgt in die Klassen A bis E, wobei Klasse A = größte Effizienz und Klasse E = geringste Effizienz bedeutet.
Nasshaftung
- Reifenbremsung auf nasser Fahrbahn
- der sog. "Nasshaftungskoeffizient G" wird berechnet
- Einteilung in Klassen A bis E, wobei Klasse A = kürzester Bremsweg und Klasse E = längster Bremsweg
Externes Rollgeräusch
- Angabe in Dezibel
- Klassifzierung von A (die leistesten) bis C (die lautesten) Reifen
- Klassifzierung A = unterschreitet den EU-Grenzwert um mehr als 3 dB
- Klassifierzung B = unterschreitet den EU-Grenzwert um bis zu 3 dB bzw. entspricht 3 dB
- Klassifizierung C = überschreitet den EU-Grenzwert von 3 dB
Eisgriffigkeit
- werden bei PKW Winterreifen (Klasse 1) angegeben
- sind für den Einsatz in Nordeuropa ausgelegt
- spezielle Gummimischungen (sog. Soft-Compounds) werden verarbeitet
Schneegriffigkeit
- Reifen mit einem Schneeflocken oder Alpine Symbol (im engl. " Peak Mountain Snow Flake, kurz "3PMSF")
- haben sehr gute Bremswirkung auf einer vereisten Schneedecke
Auch die Materialzusammensetzung des Reifens im Blick haben
Eine umfassende Kaufentscheidung nur anhand des Reifenlabels zu treffen, ist allerdings schwierig. Käuferinnen und Käufer sollten nicht nur das Label, sondern unter anderem auch die Zusammensetzung eines Reifen im Blick haben.
Stellt man sich einen Reifen als Atom-Modell vor, sind die Kautschukmoleküle die Atome. Das verbindende Element zwischen den Molekülen war lange Zeit Ruß. Dieser ist aber unflexibel, daher übernimmt der Kautschuk alle Arbeit. Die Folge: Der Reifen wird schnell heiß und verschleißt schneller.
Seit etwa zehn Jahren setzt sich in der Reifenentwicklung zunehmend die Verwendung von Silica statt Ruß durch. Silica ist Kieselsäure und sorgt für eine flexible Verbindung zwischen den Kautschukmolekülen, die jetzt langsamer erhitzen und länger halten.
Ob Reifen Silica enthalten, ist leicht zu erkennen, da die Hersteller entsprechende Produkte intensiv bewerben. Doch Silica allein macht auch keinen guten Reifen.
Ganzjahresreifen oder Sommer- und Winterreifen?
Für viele scheinen Ganzjahresreifen eine Option zu Sommer- und Winterreifen zu sein. Aber ist das wirklich eine gute Wahl?
Dieser Reifentyp ist der Versuch „der Quadratur des Kreises“:
Zum einen soll ein Reifen einen möglichst geringen Rollwiderstand und damit einen günstigen Verbrauch aufweisen, zum anderen aber soll er im Winter einen kurzen Bremsweg ermöglichen. Dieser Spagat kann grundsätzlich nicht ohne Einschränkung gelingen.
Auch der angenommene Kostenvorteil ist eher ein Trugschluss. Ob man mit einem Reifensatz das ganze Jahr über fährt oder mit zwei Sätzen jeweils nur ein halbes Jahr, das kommt in Bezug auf den Verschleiß und die Kosten etwa auf dasselbe heraus. Ein zweiter Reifensatz amortisiert sich relativ schnell.
Rechnet man allerdings noch ein aktives Reifendrucksystem mit Sensoren an jedem Ventil in diese Rechnung ein, liegen die Kosten pro Reifen hier zwischen 20 und 50 Euro. Das kann bei zwei Reifensätzen dann schon richtig ins Geld gehen, zumal die Sensoren bei jedem Radwechsel neu angelernt werden müssen.
Auch Kosten für den Räderwechsel und das Einlagern müssen zusätzlich einkalkuliert werden, wenn man das nicht selber machen kann oder keinen Platz für den zweiten Satz Räder hat.
Für wen lohnen sich Ganzjahresreifen?
Bei Ganzjahresreifen sind eine Menge Nachteile aus früheren Jahren verschwunden. So sind aktuelle Ganzjahresreifen auch für höhere Geschwindigkeiten zugelassen. Bis zu 300 km/h sind in einigen Dimensionen möglich.
Doch Ganzjahresreifen sind nicht für jeden eine Alternative. Vor allem unter extrem saisonalen Bedingungen, wie stark winterliche Straßenverhältnisse oder an heißen Sommertagen, sind sie nur ein Kompromiss und den regulären Winter- oder Sommerreifen unterlegen.
Allerdings kann man nicht mehr pauschal von „dem“ Ganzjahresreifen sprechen. Manche Fabrikate orientieren sich eher an einem Winterreifen mit guter Schneeperformance, andere mehr am Sommerreifen, der auch bei warmen Temperaturen nur wenig Zugeständnisse fordert. Der Fachhandel kann hier beratend zur Seite stehen.
Grundsätzlich gilt: Ganzjahresreifen lohnen sich in der Regel für Autofahrerinnen und –fahrer, die wenig Auto fahren und das Fahrzeug bei Glätte stehen lassen.
Wer dagegen viel und weiträumig und zudem noch mit einem leistungsstarken Fahrzeug unterwegs ist, sollte Wert auf Sommerreifen im Sommer und Winterreifen im Winter legen.